ZVF 2024: Klassentreffen der Profis für Zahlungsverkehr
von Dunja Koelwel
Am 12. und 13. November fand das diesjährige Zahlungsverkehrsforum (ZVF 2024, Webseite) statt, erstmals zum einen auf zwei Tage ausgeweitet und zum anderen neben Banken auch den Handel als Zielgruppe miteingebunden, das sich auch in diesem Jahr wieder als Branchen-Fixpunkt erwiesen hat, oder wie es Michael Hülsiggensen, Head of DACH beim Fintech Surepay formulierte: „Andere Konferenzen sind fancy, hier geht man in die fachliche Tiefe.“Kleine Auswahl der Vortragsthemen
Gleich der erste Vortrag „Insights aus dem ibi-Payment-Report 2024 – Die Zukunft des Bezahlens aus Banken- und Kundensicht“ von Dr. Johann Faltermeier & Dr. Stephan Weber, beide ibi research an der Universität Regensburg, stellte sich als Deep Dive in die Thematik dar, etwa bei der Frage, was den Zahlungsverkehr bis 2023 am stärksten beeinflussen wird. Laut ibi-Payment-Report sind das Instant Payment, der digitale Euro und PSD3.
Dr. Patrick Pohl, Managing Director der Deutschen Bank nahm sich den Digitalen Euro vor: „Neben Bargeld brauchen wir eine digitale Lösung um sicherzustellen, dass wir den internationalen Entwicklungen entgegenstehen können. Bis dato haben wir einen sehr fragmentierten Markt. Wir benötigen ein Gegengewicht zu PayPal, WeChat, Visa und Mastercard, denn wir sind hier Kunden, Partner und Wettbewerb.“
Einen Einblick ganz anderer Art wiederum gab Stefanie Lösing, ihres Zeichens Kriminalhauptkommissarin im Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen und in der Abteilung Cybercrime und Prävention tätig: Wie agieren Cyber-Kriminelle derzeit, welche Trends zeichnen sich ab, etwa beim Thema Identitätsdiebstahl und den Ausprägungen wie Begehung von Straftaten, Warenbestellungen, Beiträge im Netz – alles unter falschem Namen. Lösing: “Die Täter setzen ihre Opfer unter Streß, arbeiten mit Zeitdruck und unter diesem Umständen kann kaum jemand richtig rational agieren. Ihre Impetus an die Banken:
Die schwächste Stelle ist immer der Mensch. Und Opfer-Blaming geht nicht, es kann jeden treffen.”
Nachhaltigkeit im Zahlungsverkehr
Am Thema Nachhaltigkeit kommen auch Banken und Finanzdienstleister nicht vorbei und deswegen traf auch der Vortrag „CO2-Emissionen und Konsum: die Paradoxie der Zahlungsbranche“ von Christine Schön von VR Payment auf reges Interesse. Sie stellte unter anderem die Frage: „Wieviel CO2-Emissionen verursacht eine Bezahltransaktion?“ und gab zu bedenken, dass beispielsweise im Lebenszyklus von Euro-Banknoten der größte Teil der Stromversorgung der Bankautomaten und der Bargeld-Logistik zuzurechnen ist. Aber dennoch dürfe man nicht einfach deswegen digitale Bezahlvarianten als umweltverträglicher darstellen, denn auch hier gibt es einiges zu bedenken, etwa die Kurzlebigkeit der Karten und der hohe Energieverbrauch der Infrastruktur.
Künstliche Intelligenz, der aktuelle mediale Dauerbrenner, wurde beispielsweise von Fabienne Kipper von der DZ BANK thematisiert. Ganz praxisnah erzählt sie, dass ihr Haus gezielt auf Künstliche Intelligenz (KI) setzt, um die Herausforderungen in der Finanzüberwachung effizienter zu meistern – insbesondere bei der Prüfung grenzüberschreitender Zahlungen und der Einhaltung regulatorischer Vorgaben.
Früher manuell geprüft, übernimmt nun KI die Analyse von „True Hits“ und detektiert Regelverstöße präzise und in Echtzeit.”
Cross-Border-Payment, Plattformen und Cloud
An Tag zwei ging der erste Blick in die weite Welt, konkret nach China. Jun Cai, Business Development Manager von Alipay, hat sich hier mit dem Thema „Wie Banken und Handel die globalen Plattformen mitgestalten können“ befasst. Mit gewinnender Selbstironie, detailliertem Branchenwissen – Jun Cai war auch schon bei deutschen Banken beschäftigt – erklärte er das Zusammenspiel von Payment und Lifestyl-Services in der chinesischen Super-App, eine Kombination, die hierzulande (noch) nicht in diesem Umfang denkbar ist und in den Kaffeepausen zu sehr angeregten Diskussionen führte.
Wieder mehr in den Kernbereich des Zahlungsverkehr ging unter anderem der Vortrag „EPI im Praxiseinsatz: Im Maschinenraum von Banken und PSPs“ von Fabian Mansfeld (EPI Company) und Ralf Gladis (Computop Paygate), die im Duett zum einen detailliert den Hintergrund von EPI/wero beleuchteten und zum anderen über die Tücken in der Umsetzung sprachen.
Fazit
Zwei Tage lang hat sich damit das ibi Zahlungsverkehrsforum erneut als fachlich tiefgehende und breit gefächerte Veranstaltung gezeigt, die die Branchen-relevanten Themen facettenreich und mit einem guten Gespür für die wesentlichen Trends herausarbeitet. dk
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