Mehrheit der Banken und Versicherungen kämpft noch um effektive Cloud-Nutzung

Der aktuelle World Cloud Report for Financial Services 2025 des Capgemini Research Institute deckt Schwachstellen in der Cloud-Nutzung des Finanzsektors auf. Die meisten Banken und Versicherungen führen Cloud-Lösungen mit dem primären Geschäftsziel ein, die betriebliche Effizienz zu steigern (84 Prozent), während FinTechs und InsurTechs die Cloud eher nutzen, um den Vertrieb zu beschleunigen (62 Prozent). Laut der Studie gelingt es vielen Banken und Versicherungen nicht, das volle Potenzial ihrer Investitionen in Cloud-Technologien auszuschöpfen. Besonders traditionelle Finanzinstitute tun sich schwer, die Effizienz ihrer Cloud-Einführungen zu maximieren.

Die Studie zeigt, dass nur 40 Prozent der Führungskräfte im Finanzsektor mit den Ergebnissen ihrer Cloud-Lösungen zufrieden sind. Trotz der hohen Erwartungen an Cloud-Technologien, insbesondere in Bezug auf betriebliche Effizienz (84 Prozent), bleiben die Resultate in wichtigen Bereichen wie Betriebskostenreduktion, Skalierbarkeit und Innovationsförderung hinter den Erwartungen zurück.

Ein entscheidendes Problem ist der häufig verfolgte „Lift-and-Shift“-Ansatz, bei dem bestehende Systeme in die Cloud verlagert werden, ohne sie an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Dies führt zu unerwarteten Kosten und ineffizientem Management. Traditionelle Banken und Versicherungen stehen vor besonderen Herausforderungen: Komplexe Strukturen, Altsysteme und strenge Vorschriften behindern eine effektive Nutzung der Cloud.

Mit einem cloud-nativen Ansatz zur Förderung ihrer Innovationskultur sind Banken und Versicherer besser in der Lage, neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten, neue Märkte zu erschließen und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.“

Sabrina Kerber, Head of Cloud Transformation for Financial Services bei Capgemini Invent

Schwachstellen bei Datenmanagement und Cybersicherheit

Ein weiteres Hindernis für viele Finanzinstitute ist der Umgang mit sensiblen Daten. Der Schutz von Kundendaten sowie die Sicherstellung der Privatsphäre bereiten laut Capgemini 70 Prozent der befragten Führungskräfte Sorgen. Altsysteme behindern oft eine nahtlose Datenintegration und erschweren die Nutzung aktueller Technologien wie Künstliche Intelligenz und prädiktive Analytik. Die Datenqualität wird ebenfalls kritisch betrachtet: Fehlende oder falsche Informationen stellen ein Problem dar, das 69 Prozent der Führungskräfte als bedeutend einstufen.

Die Studie warnt zudem vor wachsenden regulatorischen Anforderungen, die in naher Zukunft auf die Branche zukommen. Mit dem europäischen Digital Operational Resilience Act (DORA), der im Januar 2025 in Kraft tritt, und neuen Vorgaben im Rahmen des US-amerikanischen Dodd-Frank Act steigt der Druck auf Finanzinstitute, datenschutzkonforme und sichere Cloud-Lösungen zu implementieren. Der Umgang mit Technologieplattformen und Drittanbietern wird dabei stärker in den Fokus rücken.

Unsere Studie zeigt, dass Finanzinstitute die Cloud grundsätzlich als wichtigen Baustein erkennen, jedoch zu ganz unterschiedlichen Zwecken nutzen: Während innovative Unternehmen die Cloud einsetzen, um ihre Abläufe neu zu definieren, verstehen andere sie immer noch als Sparmaßnahme.“

Sabrina Kerber, Head of Cloud Transformation for Financial Services bei Capgemini Invent

Mangel an Innovation behindert Cloud-Potenzial

Nur 12 Prozent der untersuchten Finanzdienstleister gelten laut Capgemini als echte „Cloud-Innovatoren“. Diese Unternehmen zeichnen sich durch eine klare Cloud-Strategie und die Nutzung moderner Technologien aus. Sie erreichen überdurchschnittliche Ergebnisse bei der Monetarisierung von Daten, der Produktentwicklung und dem Vertrieb. Während 32 Prozent der Cloud-Innovatoren ihre Ziele im Cross-Selling übertreffen, gelingt dies nur 12 Prozent der übrigen Unternehmen. Ähnliche Unterschiede zeigen sich in den Bereichen Datenverwertung und Innovationsentwicklung.

Die Studie rät Banken und Versicherern, stärker in cloud-native Anwendungen und Technologien zu investieren. Dazu gehören die Förderung einer innovationsfreundlichen Kultur, der Ausbau cloud-basierter Infrastrukturen und die Weiterbildung der Belegschaft in Schlüsseltechnologien wie Künstlicher Intelligenz und Automatisierung. Langfristig sei ein datengesteuerter Ansatz notwendig, um sowohl Effizienz als auch Innovationskraft zu steigern.

Da generative KI inzwischen ganz oben auf der Tagesordnung der Vorstandsetagen steht, kann eine cloud-basierte Technologiegrundlage der Branche dabei helfen, Skaleneffekte bei den Investitionen in neue Technologien zu erzielen.“

Sabrina Kerber, Head of Cloud Transformation for Financial Services bei Capgemini Invent

Der Bericht zeigt deutlich auf, dass der Finanzsektor in Sachen Cloud-Nutzung noch einen weiten Weg vor sich hat. Viele Banken und Versicherer müssen ihre Strategie grundlegend überdenken, um den vollen Mehrwert aus der Cloud-Technologie zu schöpfen und im Wettbewerb mit dynamischen FinTechs und InsurTechs nicht den Anschluss zu verlieren.

Der World Cloud Report for Financial Services 2025 des Capgemini Research Institute kann kostenlos gegen Angabe der persönlichen Daten heruntergeladen werden.tw