STRATEGIE22. April 2024

Helaba ‚ESG-Book‘ – „Wir diskutieren offen über die Nutzung von Tools für ESG-Daten“

Schwerpunkt: ESG / Nachhaltigkeit
Petra Sandner, Chief Sustainability Officer der Helaba-Gruppe <q>Helaba</q>
Petra Sandner, Chief Sustainability Officer der Helaba-Gruppe Helaba

Die Helaba hat in ein eigenes ‚ESG-Book‘ investiert, denn eine zuverlässige Datenquelle ist für ESG-Daten unersetzlich. Petra Sandner, Chief Sustainability Officer der Helaba-Gruppe, erklärt im Interview, warum sie sich von automatisierten Tools für ESG-Daten Effizienzsteigerung erhofft, aber gleichzeitig aufgrund der regulatorischen Anforderungen und Überschneidungen bei der Einführung von Tools nichts überstürzen möchte.

Frau Sandner, CSRD verpflichtet Finanzinstitute ab Ende 2024 offenzulegen, in welchem Maße sie selbst zur Erreichung der EU-Klimaziele beitragen und wie ESG-konform ihre Portfolios sind. Wie weit sind Sie, die Anforderungen von CSRD intern umzusetzen?

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet Finanzinstitute ab Ende 2024 dazu, transparent darzulegen, in welchem Maße sie zur Erreichung der EU-Klimaziele beitragen und wie ESG-konform ihre Portfolios sind. Die Helaba hat bereits im Jahr 2023 erforderliche Schritte eingeleitet, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Im Rahmen eines gruppenübergreifenden Projektes haben wir das nötige Bewusstsein hergestellt und darauf aufbauend im Rahmen von Workshops und anderen Formaten die Wesentlichkeits- sowie Gap-Analysen durchgeführt. Auf Basis dieser Ergebnisse werden die Berichtsinhalte bestimmt.

Unser Ziel ist es, den Aufwand für die Einführung des neuen Berichts frühzeitig einzuschätzen und entsprechend zu agieren.”

Aktuell arbeiten wir weiterhin an der Umsetzung und Einführung neuer Prozesse im gesamten Konzern. Wir sind zuversichtlich, dass wir bis zum Halbjahr den ersten Prototypen erstellen können, um eine reibungslose Berichtsveröffentlichung im Jahr 2025 zu ermöglichen.

Wenn Sie gegenüber der Politik etwas Dampf ablassen könnten, was würden Sie bemängeln?

Wenn wir uns eine Veränderung seitens der Politik wünschen könnten, dann wäre es die rasche Ausarbeitung sektorspezifischer Anforderungen. Wir erhoffen uns davon eine spürbare Erleichterung und bedauern, dass diese nicht bereits im ersten Berichtsjahr vorliegen. Viele der aktuellen Anforderungen lassen sich nur schwer auf unser Geschäftsmodell ohne eigene Produktion anwenden. Wir stehen vor der Herausforderung, diese Anforderungen angemessen zu interpretieren und umzusetzen.

Mittlerweile gibt es etliche Softwareanbieter, deren Lösung helfen soll, ESG-Daten einfacher zu managen. Haben Sie mit einer solchen Software schon Erfahrungen gesammelt und wenn ja, welche?

Petra Sandner, Chief Sustainability Officer der Helaba-Gruppe
Petra Sandner ist seit 2021 Chief Sustainability Officer der Helaba-Gruppe. Davor arbeitete sie im Bereich Transportfinanzierung der Helaba. Vorher war sie bei der IKB Deutsche Industriebank sowie der Aareal Bank tätig.
In der heutigen Zeit gibt es zahlreiche Softwareanbieter, deren Lösungen dazu beitragen sollen, ESG-Daten effizienter zu verwalten. Bei der Helaba haben wir bereits Erfahrungen mit solchen Softwarelösungen gesammelt. Wir pflegen einerseits regelmäßigen Austausch mit unseren Stakeholdern, um die Nutzung von Tools für ESG-Daten zu diskutieren. Unsere Bank selbst hat außerdem in ‚ESG-Book‘ investiert und erkannt, wie wichtig eine zuverlässige Datenquelle für ESG-Daten ist. Wir betrachten automatisierte Tools für ESG-Daten als Möglichkeit zur Effizienzsteigerung und sind offen für prozessuale und qualitative Verbesserungen.

Wir möchten aufgrund der zunehmenden regulatorischen Anforderungen und Überschneidungen bei der Einführung von Tools nichts überstürzen.”

Wir sind mit einigen externen Lösungen vertraut und haben darüber hinaus eine Lösung zur Erfassung von ESG-Daten selbst entwickelt. Dies ermöglicht uns, ESG-bezogene Daten durch die Wertschöpfungskette zu transportieren und nutzbar zu machen.

Die viel größere Herausforderung liegt meist aber nicht in der Auswahl der richtigen Plattform, sondern in der Integration der neuen Daten. Von der Kundenschnittstelle bis hin zum Reporting ergibt sich eine sehr lange Verarbeitungsstrecke, die von den neuen ESG-Anforderungen betroffen ist. Wo lagen/liegen Ihrer Erfahrung nach die meisten Probleme?

Die Integration neuer Daten stellt oft eine viel größere Herausforderung dar als die Auswahl der richtigen Plattform. Von der Kundenschnittstelle bis hin zum Reporting erstreckt sich eine umfangreiche Verarbeitungsstrecke, die von den neuen ESG-Anforderungen betroffen ist. Unserer Erfahrung nach liegen die meisten Herausforderungen in der Datenbereitstellung seitens der Kunden und in der Definition von Daten. Oftmals fehlt es noch an Wissen oder die Datenverfügbarkeit ist stark eingeschränkt.

In solchen Fällen unterstützen wir durch ein gezieltes Beratungsangebot oder nutzen Schätzwerte. Unterschiedliche regulatorische Anforderungen verlangen ähnliche Daten, jedoch mit unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen.

Ein Beispiel: Die Definition von Mitarbeitern ist nicht eindeutig und kann unterschiedlich interpretiert werden. Dadurch wird die Vergleichbarkeit der CSRD KPIs beeinträchtigt. Auch die Berechnung von Scope-Emissionen kann mitunter schwer nachvollziehbar sein. Durch enge Zusammenarbeit mit anderen Banken, Service-Dienstleistern, Kunden sowie den Austausch bewährter Praktiken sind wir zuversichtlich, dass viele dieser Herausforderungen bewältigt werden können.

Frau Sandner, vielen Dank für das Gespräch.dk

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