Nach Postbank-IT-Chaos: Aufsichtsrat kürzt Teil der variablen Vorstandsgehälter
Insgesamt sechs amtierende Vorstände und ein ehemaliger Vorstand der Deutschen Bank erhalten wegen der mehr als nur holperigen IT-Umstellung bei der (zur Deutschen Bank gehörenden) Postbank weniger Geld. Laut dem Geschäftsbericht, über den zunächst in einer Handelsblatt-Meldung berichtet wurde, wird ihnen ein Teil der variablen Vergütung gekürzt.
Dass es bei der Migration der Kundendaten auf die neuen IT-Systeme der Postbank umfangreiche Probleme gab, dürfte allgemein bekannt sein. Auch die BaFin schritt angesichts der erheblichen Komplikationen und Verzögerungen ein, sodass die Unternehmensberatung EY mit der Untersuchung beauftragt wurde. Jetzt wird bekannt, dass die Vorstände einen Teil ihrer variablen Bezüge nicht bekommen werden.Privatkundenvorstand Karl von Rohr verlor laut Handelsblatt etwa die Hälfte seiner Bonuszahlungen und damit mehr als eine Million Euro, bei Konzernlenker Christian Sewing stehen 280.000 Euro weniger auf dem Kontoauszug – und auch für IT-Chef Bernd Leukert und Risikovorstand Olivier Vigneron gab’s deutlich weniger Geld (10 Prozent der Short Term Rewards), wie der Geschäftsbericht ausweist. Ebenso von der Kürzung des Short Term Awards (der kurzfristigen Anteile der variablen Vergütung) sind Sewing-Vize James von Moltke, der neue Privatkundenvorstand Claudio de Sanctis sowie Organisationschefin Rebecca Short betroffen (jeweils 5 Prozent an den Short Term Awards weniger).
Die große Zahl von Kunden, die durch die Migration Einschränkungen erfahren haben, ist nach Ansicht von Aufsichtsrat und Vorstand nicht akzeptabel. Die Bank hat bei der Durchführung dieses Integrationsprogramms ihre eigenen hohen Ansprüche und die Erwartungen der Kunden nicht erfüllt.”
Aus dem Geschäftsbericht der Deutsche Bank Gruppe
Dabei sieht der Aufsichtsrat aber durchaus auch, dass „schnelle und massive Anpassungen vorgenommen wurden“ und zusätzliche Investitionen getätigt wurden – und man habe „bei der Leistungsbeurteilung im Hinblick auf die Gewährung der variablen Vergütung die Gesamtbetrachtung und die individuelle Betroffenheit der einzelnen Vorstandsmitglieder berücksichtigt“.
Zahlenspiele: Mehr als 500 Einkommensmillionäre im Konzern
Interessant sind in diesem Zusammenhang aber auch einige Zahlenspiele des Handelsblatts, die zeigen, dass unterm Strich insbesondere die Vergütungen der Vorstände prozentual nur wenig niedriger ausfallen als üblich, in einigen Fällen sogar höher lagen als im Vorjahr. Dennoch ist die Aufschlüsselung der Abzüge im Geschäftsbericht für die Top-Manager eine ungewohnte Strafe, weil der Aufsichtsrat hier klar messbar Unzufriedenheit und Sanktionen kommuniziert.
Kleiner fielen auch die Boni für die Beschäftigten aus – statt 2,1 Milliarden Euro im Vorjahr gab’s „nur“ noch zwei Milliarden, wobei die Einschnitte in den unterschiedlichen Abteilungen unterschiedlich hoch waren. Immerhin gibt es im Deutsche-Bank-Konzern laut Geschäftsbericht aber immer noch 505 Beschäftigte, die siebenstellig verdienen (Vorjahr 572 Beschäftigte). tw
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