Continentale PKV-Forum 2015: Der Gesundheitsmarkt steht vor einem „digitalen Tsunami”
„Sind wir auf dem Weg zum gläsernen Versicherten?“ und „Was bedeuten die niedrigen Zinsen für die PKV?“ – hochaktuelle Fragen, zu denen die knapp 1.000 Besucher des 15. Continentale PKV-Forums im Kölner Gürzenich Antworten wollten. Internet-Experte Sascha Lobo sieht den Gesundheitsmarkt vor einem „digitalen Tsunami“ stehen. Diesem Thema dürfe sich die PKV nicht entziehen. Gleiches gilt für die Auswirkungen des Zinstiefs auf die Krankenversicherten. Hier, so Dr. Marcus Kremer, Kranken-Vorstand im Continentale Versicherungsverbund auf Gegenseitigkeit, sei die sachliche, ehrliche Aufklärung besonders wichtig.
Big Data: Die Kraft der Vernetzung
In einem mitreißenden Streifzug durch die jüngere Geschichte des World Wide Webs und anhand diverser Beispiele skizzierte der bekannte Blogger und Internetexperte Sascha Lobo als Hauptredner des Continentale PKV-Forums die Mechanismen der digitalen Welt: Riesige Datenströme, produziert vor allem durch Smartphones und hunderte andere vernetzte Geräte, sammeln sich auf Plattformen von Google, Apple oder Facebook und werden zunehmend gebündelt.
Alles wird Teil des Datenpools. Die Menschen lieben es, Daten ins Netz zu stellen, sie tun es wie bekloppt.“
Sascha Lobo
Versicherer müssen die Auswirkungen kennen
Diese gesellschaftliche Veränderung müsse gesehen und ernst genommen werden – speziell von Versicherern und in der Gesundheitswirtschaft. Denn diese stehe vor einem „digitalen Tsunami“, sagt Sascha Lobo. Gesundheit sei, erklärt der Blogger, weltweit gesehen ein digitaler Lebensstil. Denn vom Abnehmen bis hin zur Analyse von Krankheiten teilten die Nutzer alles freiwillig über das Netz mit. Lobos eindringliche Botschaft: „Krankenversicherer müssen sich darauf einstellen, dass digitale Plattformen künftig über mehr Gesundheitsdaten verfügen als die Versicherer von ihren Kunden haben“. Ein realistisches Szenario sei, dass beispielsweise Google PKV-Kunden selbst mit Versicherungen versorgen wolle und damit zum Marktteilnehmer werde. „Deshalb müssen Vermittler wie Unternehmen lernen, wie die digitale Welt funktioniert und vor allem die gesellschaftliche Diskussion mitbestimmen“.
Datensouveränität ist ein hohes Gut
Ein Appell, den Dr. Christoph Helmich, Vorstandsvorsitzender im Continentale Versicherungsverbund, ernst nahm – auch wenn er schon in der anschließenden Podiumsdiskussion deutlich machte.
Dr. Christoph Helmich: „Aktuell gibt es keinen Beleg dafür, dass gesundheitsbewusstes Verhalten zu einer Kostensenkung führt. Aber nur dieser Aspekt ist relevant für die Beitragskalkulation. Wenn mir die Gesundheitsdaten der Kunden dabei nichts bringen, muss ich mich ethisch fragen, ob ich diese Daten sammeln sollte.“
Einig war sich das Podium darin, dass Datensouveränität ein hohes Gut ist. Eine internationale Regulierung der digitalen Welt forderte Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer. Neue Technologien – speziell die der vernetzten Haushaltsgeräte – seien schon ab Werk zu reglementieren, meint der ehemalige Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Schaar.
Digitale Selbstbestimmung muss möglich sein. Das heißt, ich muss bestimmen können, ob ich Datentransfers aktivieren will – nicht, ob ich sie abschalten muss.“
Peter Schaar, ehemaliger Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung
Ernüchternde Ausblicke für Kapitalanleger
„Meine nächsten Worte werden ernüchternd sein“, eröffnete Tim Ockenga seinen Impulsvortrag zum Nachmittagsthema Niedrigzinsphase. Der Leiter Kapitalanlagen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) betonte: „Trotz der Beruhigungsphase ist die Krise auf den Kapitalmärkten noch nicht ausgestanden.“ Grund dafür sei das massive Anleihenaufkauf-Programm der Europäischen Zentralbank, das sie noch mindestens ein Jahr fortführen wird. Die Kapitalmärkte seien hypernervös, verliefen heutzutage viel technischer und automatischer, was zu ständigen Schwankungen führe. Zudem mangele es an geeigneten Gegenmaßnahmen. Notwendig seien ein langer Atem und ein gutes Asset Management.
Ein Fazit, dass auch Dr. Gerhard Schmitz, Kapitalanlage-Vorstand im Continentale Versicherungsverbund, im Interview mit Moderator Michael Opoczynski zog. Es komme auf gute Kapitalanlagestrategien an. Alle seien auf der Suche nach lukrativen und gleichzeitig sicheren Angeboten. Der Wettbewerb sei hoch. Die Continentale verfüge über hochspezialisierte Asset Manager, die zu uns passende Angebote aufspürten und diese bewerteten.Abseits der Podiumsdiskussionen und Vorträge präsentierte die Continentale sich während des gesamten Tages auf dem Infomarkt. Starker Nachfrage erfreute sich dabei die aktuelle Continentale-Studie 2015: „Auf dem Weg zum gläsernen Versicherten?“.aj
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