Payment: Wer hat gute Karten in der Bundesliga?
Wie steht es wirklich um das Payment in Deutschland? Ein Blick auf die Bundesliga verrät, wie weit wir tatsächlich sind: denn in der Saison 2015/16 hält der Trend zur Kartenzahlung in den Fußball-Stadien der Bundesliga an. Nur 3 von 18 Vereinen verfahren nach dem Motto: „Nur Bares ist Wahres“. Ausschließlich Bargeld für Bratwurst und Bier akzeptieren Darmstadt 98, der HSV und Borussia Mönchengladbach. Beim 1. FC Köln und dem VFB Stuttgart hat der Besucher die Wahl zwischen Karte und Cash. Der BVB startet in dieser Saison ein neues Konzept, bei dem im Gästebereich und an „ausgewählten“ Verkaufsständen Bargeldzahlung möglich ist. Bei allen anderen Vereinen ist Kartenzahlung, zumindest für die heimischen Fans, verpflichtend. Der Payment-Reality-Check!
von Rudolf Linsenbarth
Daneben gibt es noch sogenannte „Stored Value“ Verfahren. Hier muss man erst Geld aufladen, um es anschließend ausgeben zu können. Die Vereine betreiben dann Systeme mit klangvollen Namen wie „Knappenkarte“ oder „Stadiondeckel“ in Eigenregie. Einige Karten werden auch Stadion übergreifend akzeptiert. Die Lösung heißt justpay und wird von der Payment Solution Services GmbH betrieben.
Sechs Vereine setzen auf die Herausgabe eigener Karten (Closed Loop), dabei erlaubt die Hälfte Barzahlung im Bereich der Gästefans. Girogo akzeptieren fünf Vereine und justpay ist in 3 Stadien das Verfahren der Wahl. Mit Hertha BSC konnte justpay zur neuen Saison einen dringend benötigten Neuzugang verzeichnen, nachdem man zuvor den 1.FC Köln und Borussia Dortmund verloren hatte. Bis zuletzt war in Berlin aber auch immer wieder GIROGO im Gespräch.
Bei Fans sind Closed Loop Systeme unbeliebt
Bei den Fans sind insbesondere die Closed Loop Systeme nicht beliebt. Besucher die nur gelegentlich ins Stadion kommen, müssen sich nach dem Spiel noch mal in die Schlange stellen, um Restguthaben und das Kartenpfand ausgezahlt zu bekommen. Eine nicht unerhebliche Zahl von Fans wird das Geld wohl verfallen lassen.
Euphemistisch wird dieser Teil des Geschäftsmodells als Schlummergroschen bezeichnet.
Wer die Allianz Arena in München besucht und sein Fahrzeug in der zugehörigen Tiefgarage parkt, kann die Karte nach Spielende gar nicht zurückgeben, da das Parkhaus als einziges Zahlungsmittel die Arena Card akzeptiert. Es besteht aber die Möglichkeit Karte und Bankverbindung an den FC Bayern per Post zu senden. Das Restguthaben wird dann auf das angegebene Konto überwiesen. Dieser „Service“ kostet 1€. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.
Weder die Vereine noch die Fans sind mit der Situation wirklich glücklich. Der Stadionbesucher muss sich im ungünstigsten Fall dreimal in die Schlange stellen (Bezahlkarte holen, Essen und Getränke kaufen, Bezahlkarte zurückgeben). Die Vereine müssen Personal für Auf- und Entlade Prozesse abstellen. Anschließend muss noch das Geld vom Stadion zur Bank gebracht werden. Dazu kommen die Systemverweigerer die auf den Umsatz drücken.
Von Hinten durch die Brust: Karte mit Karte aufladen
Der ganze Wahnsinn wird aber erst beim Online Laden sichtbar. Damit die Bargeldquote im Stadion sinkt und der Komfort für die Fans steigt, bieten einige Vereine an, die Bezahlkarten im Internet oder per App aufzuladen. Als Zahlungsmittel wird dort dann die Kreditkarte akzeptiert. Noch mal zum Mitschreiben:
Der Kunde lädt seine Bezahlkarte mit einer anderen Karte auf! Warum lässt man ihn dann nicht gleich mit der Kreditkarte im Stadion bezahlen?
GIROGO und Geldkarte stehen für den Anspruch der Deutschen Kreditwirtschaft eine elegantere Problemlösung zu liefern. Der Besuch in einem der vier Stadien mit verpflichtender GIROGO Akzeptanz zeigt ein etwas differenzierteres Bild. Viele Fans die in Besitz einer Bankkarte mit Geldkarten Chip sind, laden diese erst im Stadion auf. Beim Verlassen des Stadions müssen sie sich nicht noch einmal in die Schlange stellen, denn ihre Karte können Sie auch am Geldautomaten entladen. Härter trifft es die Besucher, die ganz ohne Karte ins Stadion kommen. Sie müssen 10 € Pfand für eine Karte hinterlegen. GIROGO ist ein offenes Bezahlverfahren, aber für diese Fans fühlt es sich an wie Closed Loop.
Verein | Barzahlung möglich | Verfahren | Name der Karte | Pfand | Online Aufladen |
---|---|---|---|---|---|
Borussia Dortmund | gemischt | Closed Loop | Stadiondeckel | nein | Kreditkarte, PayPal |
FC Bayern München | nein | Closed Loop | ArenaCard | nein | Kreditkarte |
VfL Wolfsburg | nein | GIROGO | VfL-Karte | 10 | Nein |
1. FC Köln | ja | GIROGO | - | - | - |
1. FSV Mainz 05 | nein | GIROGO | FanKarte | 10 | nein |
Bayer 04 Leverkusen | nein | GIROGO | BAYARENA-CARD | 10 | nein |
FC Ingolstadt 04 | nein | GIROGO | Schanzer FanKarte | 10 | nein |
Eintracht Frankfurt | nein | JustPay | JustPay | 2 | Kreditkarte, Giropay |
FC Schalke 04 | nein | Closed Loop | Knappenkarte | nein | nein |
Hertha BSC | für Gäste | JustPay | JustPay | 2 | Kreditkarte, Giropay |
SV Werder Bremen | für Gäste | Closed Loop | Werder-Card | nein | Kreditkarte |
SV Darmstadt 98 | ja | - | - | - | - |
Hamburger SV | ja | - | - | - | - |
TSG 1899 Hoffenheim | nein | JustPay | ACHTZEHN99-CARD | 2 | Kreditkarte, Giropay |
FC Augsburg | nein | Closed Loop | KAROCARD | 2 | Kreditkarte, Giropay |
Hannover 96 | für Gäste | Closed Loop | HDI Arena Karte | 3 | nein |
VfB Stuttgart | ja | KreditKarte,Girocard | - | - | - |
Borussia Mönchengladbach | ja | - | - | - | - |
Welche Einsichten liefert der Blick nach Stuttgart und Köln? Der VFB Stuttgart bietet neben Bargeld, auch die Möglichkeit mit Kreditkarte und Girocard zu bezahlen, das wird von ca. 10 % der Fans genutzt. In Köln sind es nur 8 % die zu GIROGO greifen und dieser Anteil wird durch die Sparkasse gestützt, indem jeder Einkauf mit 5% Rabatt subventioniert wird. Im Prinzip eine gute Maßnahme um das eigene Bezahlverfahren zu pushen. Es ist aber anzunehmen, dass die Wirkung verpufft, da der Kunde kaum Möglichkeiten hat, ein im Stadion gelerntes Verhalten, in „freier Wildbahn“ umzusetzen.
Erzwungene Kartenzahlung führt zu Umsatzrückgang
Die Vereine wollen kein Bargeld am Verkaufsstand. Sie können aber dank ihres „Biermonopols“ im Stadion, ein präferiertes Zahlverfahren durchzusetzen. Viele Vereine haben dabei die Erfahrung gemacht, dass ein Kartenzwang zu einer Kaufzurückhaltung bei den Fans führt. Die Optimierungsgewinne der Kartenzahlung sind dann geringer als die Verluste durch den Umsatzrückgang. Nicht umsonst bieten einige Vereine den Gästefans Barzahlung.
Der BVB geht in dieser Saison nun einen neuen Weg. Im Stadionbereich der heimischen Fans soll der Stadiondeckel das bevorzugte Zahlverfahren sein, an ausgewählten Kiosken ist aber Barzahlung möglich. Wie das in der Praxis aussieht wird man erst am 27.09. beim Heimspiel gegen Darmstadt 98 sehen. Bis dahin ist Bargeld noch an allen Verkaufsständen möglich. Wahrscheinlich will der BVB erst einmal für eine gute Verteilung des Stadiondeckels unter den Dauerkartenbesitzern sorgen. Außerdem möchte man wohl, dass sich die Fans sich mit den neuen Auflade-Möglichkeiten vertraut machen.
Die Absicht scheint klar, durch eine Verknappung der Bargeld Akzeptanzstellen will man den Fan zur Kartenzahlung bewegen. Für Besucher die regelmäßig in den Signal Iduna Park gehen macht das Sinn. Aber der BVB macht dabei nur den halben Schritt. Kontaktlose Karten befinden sich in zunehmendem Maße bereits im Geldbeutel der Fans. Die Karten müssen oft noch nicht einmal aufgeladen werden. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie das Verfahren in Dortmund angenommen wird.
Im Fußballstadion gibt jedenfalls genügend Raum für Innovationen. Warum setzt eigentlich kein Verein auf einen anderen Formfaktor als die Karte? Beim Bezahlen mit einer Uhr oder dem Smartphone, kann der Geldbeutel im Gedränge gleich in der Hosentasche bleiben.
Apple Pay steht vor der Tür und kein Bundesligaverein ist in der Lage, seinen Fans dieses neue Bezahlverfahren anzubieten. ALDI Nord ist da schon weiter!aj
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