Erste Bitcoin-ETFs zugelassen: Was sich für Banken und Anleger (nicht) ändert
Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat, wie lange erwartet, die ersten 12 Bitcoin-ETFs zugelassen. Anleger haben spätestens seit dem Herbst darauf spekuliert. Dies hat bereits im November das Volumen des Kryptohandels stark steigen lassen und die Kurse in freudiger Voraussicht nach vorne getrieben. Die neuen ETFs ändern auch einiges für die etablierten Banken – und für FinTechs, die sich in der Vergangenheit auf den Handel mit Kryptowährungen spezialisiert hatten. Warum das den Bitcoin auch und gerade für kleinere Banken verfügbar macht, die damit gar nichts am Hut haben.
Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC hat am Mittwochabend nach Handelsschluss bekanntgegeben, dass sie ETFs zulassen wird, die den Kurs der weltweit bedeutendsten und ältesten digitalen Kryptowährung Bitcoin eins zu eins abbilden. Die zulässigen Bitcoin-Spot-ETFs sollen bereits am heutigen Donnerstag mit dem Handel beginnen.“Die Investoren haben sich früh in Stellung gebracht“, stellt Hartmut Giesen, Krypto-Experte bei der Hamburger Sutor Bank, fest. Die eigentliche Zulassung sorgte nun kaum noch für Kursbewegungen. Doch langfristig kann der als „Anti-Regulierungs-Geld“ gestartete Bitcoin stark von der jetzt gefundenen Regulierung profitieren.Das Hauptargument der US-Börsenaufsicht SEC für die Genehmigung der ersten zwölf Bitcoin-ETFs war denn auch die umfassende Regulierung.
Trotz des positiven Bescheids hat SEC-Chef Gary Gensler klargemacht, dass er den Bitcoin weiterhin für ein höchst spekulatives Instrument, die meisten Kryptowerte für illegale Wertpapiere und die bestehenden Kryptobörsen weitgehend für nicht gesetzeskonform hält. Gleichwohl sollen die ETFs für Mindeststandards beim Anlegerschutz sorgen.”
Hartmut Giesen, Krypto-Experte bei der Hamburger Sutor Bank
Sowohl die ETF-Emittenten als auch die Börsen, an denen diese gelistet werden, müssen sich an harte Regulierungsvorgaben des Wertpapiergeschäfts halten. Die absehbare Entwicklung hat einige Gewinner, aber auch ein paar Verlierer. Letztlich bringen die ETFs auch jenen Banken, die bislang kein eigenes Krypto-Portfolio für ihre Kundschaft am Start haben, die Möglichkeit, diese zu bedienen, wenn sie danach verlangen. Zugleich ist all das eine Demokratisierung der Kryptothematik, aber damit auch eine Abkehr von der Idee der von der Bankenwelt unabhängigen Finanzinstrumente.
Hohe Handelsvolumina bei der Sutor Bank bereits im Dezember
Auch wenn die gestrige Zulassung nicht zu einem neuen Kursfeuerwerk führte, muss das die Investoren nicht stören. Denn insgesamt hat der Bitcoin-Kurs bereits seit den ersten Gerüchten über den SEC-Schritt im Herbst um rund 60 Prozent zugelegt. Die starke Nachfrage zeigte sich auch in den Handelsvolumina:
Bei der Sutor Bank war der Dezember 2023 trotz der Feiertage der Monat mit dem höchsten Handelsvolumen seit März 2022. Auch der November hatte bereits 12-Monats-Rekorde markiert.”
Hartmut Giesen, Krypto-Experte bei der Hamburger Sutor Bank
Die Spekulation vieler Anlegerinnen und Anleger auf weitere starke Kurssteigerungen ist vorhersehbar gewesen. Das ändert aber nichts an der Bedeutung, die dies auch für die Bankenwelt hat, die nun einer breiten Kundschaft digitale Währungen zur Verfügung stellen kann. Zwei Gruppen sind davon betroffen: Zum einen private Anleger, die schon länger in Bitcoin einsteigen wollten, denen die Welt der Kryptowährungen aber bisher zu unübersichtlich war. Zum anderen die institutionellen Investoren, die bisher nicht direkt in Kryptowährungen oder kryptobasierte Finanzinstrumenten investierten konnten. Beiden stehe nun ein in seiner Struktur etabliertes, zuverlässig reguliertes Produkt zu Verfügung, das sie an bewährten Börsen kaufen und in ihren bestehenden Depots verwahren können, so Giesen.
Zu den Verlieren zählen indes dezentrale, wenug regulierte Börsen wie Binance oder Coinbase. Auch Anbieter wie Bison oder Scalable Capital, die bislang für die weniger technikaffinen Anleger die Hoheit über das Thema hatten, dürften in Zukunft das Geschäft mit allen Banken teilen müssen. Vorausgesetzt, die Bitcoin-ETFs kommen in einer europäischer Regulierung genehmen Variante bald zu uns.
Weitere Entwicklung entscheidet über Ausbildung einer neuen Anlageklasse
Die neuen ETFs sind Spot-ETFs, die direkt den Preis des Bitcoin abbilden. Sie sind physisch mit Bitcoin hinterlegt, was sie von ähnlichen Instrumenten wie Exchange Traded Products (ETPs) abhebt, die es auch bisher schon gegeben hat. „Für Privatanleger waren ETPs zum Teil zu exotisch und auch recht teuer“, sagt Giesen. „Professionelle Investoren sind auf physisch hinterlege Fonds angewiesen.“ Insofern bestehe ein großes Nachfragepotenzial. Bereits ab sofort können die ETFs in den USA gehandelt werden.
Dass gleich zwölf ETFs unterschiedlicher Anbieter zugelassen werden, sollte für Chancengleichheit und Auswahl für die Anleger sorgen. In der aktuellen Variante dürften die Spot-ETFs allerdings nicht nach Deutschland kommen. Gemäß den EU-Richtlinien muss ein ETF unter bestimmten Voraussetzungen mindestens fünf unterschiedliche Basiswerte enthalten. Ein ausschließlicher Bitcoin-Spot-ETF ist daher nicht zulässig. Es wird abzuwarten sein, wie die europäischen Aufsichtsbehörden dies lösen.
Viele Deutsche werden erstmal nur vom Kursgewinn profitieren
In der Regel erhalten die US-amerikanischen ETFs erst zu einem späteren Zeitpunkt eine Vertriebserlaubnis in der EU. Dies hat regulatorische und steuerliche Gründe, wobei aber auch Emittenten und Handelsplätze ein Wörtchen mitzureden haben werden.
Viele amerikanische ETFs werden auch in einem europäischen Staat wie z.B. Irland aufgelegt und wären damit theoretisch zum Vertrieb zugelassen. Bei den meisten Banken und Handelsplätzen werden aber nur EU-basierte ETFs angeboten. Für deutsche Nutzer von Kryptowährungen und Investoren, die in Digitalwährungen investieren, könnte die Marktzulassung von Spot-ETFs zunächst nur über einen steigenden Bitcoin-Kurs von Vorteil sein.tw
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