Die Bank der Zukunft: Im harten Wettbewerb der Digitalisierung
In seiner Komödie “Eine Frau ohne Bedeutung” stellte Oscar Wilde 1893 fest: “Der einzige Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Sünder ist, dass jeder Heilige eine Vergangenheit hat und jeder Sünder eine Zukunft.” Genauso können sich Banken einer Gruppe zuordnen. Doch eines kommt unausweichlich: die Zukunft. Und diese hat es in sich. Dr. Andreas Dombret, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, bewertet die Situation der Banken zu Ihren Herausforderern – den Nicht-Banken (FinTechs).
von Dr. Andreas Dombret, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
Banken im heutigen Sinne gibt es in Europa seit dem 13. Jahrhundert, als Florenz zu einer Handelsmacht aufstieg. Viele der ursprünglichen Aufgaben und Tätigkeiten der Banken haben bis heute ihre Bedeutung behalten, so etwa das Kreditgeschäft, der Wertpapierhandel oder der Zahlungsverkehr. Und auch Finanzmarktkrisen sind fast so alt wie das Bankwesen selber: Etwa die Tulpenkrise im 17.Jahrhundert in Holland, die viele Spekulanten um ihre Existenz brachte; in der Hoffnung auf Gewinne wurden sogar Häuser gegen Tulpenzwiebeln eingetauscht. Die Preise für Tulpenzwiebeln fielen allerdings, nachdem sie astronomische Höhen erreicht hatten, deutlich in den Keller. Trotz aller historischen Vorläufer war aber die jüngste Krise, die hinter uns liegt, ein einmaliges Ereignis mit ungeahnt tiefen Einschnitten. Durch diese Finanzkrise hat sich das Bankensystem von Grund auf verändert. Daher ist es nun so wichtig, in die Zukunft zu blicken und zu überlegen, wo diese Veränderungen hinführen werden.Der Wettbewerb der Zukunft
Ein Zukunftsthema ist die zunehmende Digitalisierung von Bankgeschäften. Hier wird der Wettbewerb der Zukunft ausgerichtet werden, und hier bieten sich erhebliche Chancen. Derzeit haben die meisten deutschen Banken allerdings noch Nachholbedarf. Während die meisten Banken noch ihre Schilder auf die Straße stellen und so um Kunden werben, sind einige Vorreiter schon deutlich digitaler unterwegs und empfangen ihre Kunden im Netz. Konkret denke ich etwa an Chancen im Bereich individualisierten Online-Bankings, das Banken als Wettbewerbsvorteil und zur Kundenbindung nutzen können.
Für den Bankkunden können sich im “Multichannel Banking” ganz neue Möglichkeiten ergeben. Aber nicht nur für die Kunden: auch für die Banken und Sparkassen selbst bestehen Chancen. Banken und Sparkassen locken Kosteneinsparungen bei der Unternehmenssteuerung, durch schnellere Risikoberichterstattung und durch ein integriertes und automatisiertes Berichtswesen. Und im Zusammenhang mit dem Thema Ertragsdruck können wir sicherlich, trotz anfänglicher Kosten für IT-Investitionen, von einer langfristig höheren Profitabilität im digitalen Bankgeschäft ausgehen. Diese dürfte nicht zuletzt aus einer besseren Positionierung im Wettbewerb um Kunden oder aus zusätzlichen Kostenvorteilen im Online- und Mobilebanking resultieren.
Allerdings birgt jede Chance natürlich ein Risiko. Und diese Risiken im Bereich der Digitalisierung bestehen schon jetzt: Sie liegen in erster Linie in einem enormen Wettbewerb, der vor allem durch Nicht-Banken getrieben wird. Diese reichen von Zahlungssystemen wie Paypal bis hin zu Crowdfunding und Online-Privatkrediten. Natürlich spielt hier auch das Thema Cybersecurity eine große Rolle – übrigens eine der aufsichtlichen Prioritäten des SSM für dieses Jahr. Aber trotz aller Risiken überwiegen im Bereich Digitalisierung für mich die Chancen, und ich rate dazu, diesen Zug nicht zu verpassen.
Sicherlich müssen viele Institute enorme Anstrengungen unternehmen, um auch in Zukunft im Wettbewerb mitzuhalten und die gestiegenen regulatorischen Anforderungen einzuhalten. Aber, wie schon John F. Kennedy sagte: “Einen Vorsprung im Leben hat, wer da anpackt, wo die anderen erst einmal reden.” Und so ist es sicherlich die beste Strategie, die Zukunft als Chance zu begreifen und aktiv mitzugestalten. Denn vielfältige Chancen bietet die Zukunft auch für die Banken, wie ich am Beispiel der Digitalisierung zu zeigen versucht habe. Dass die Zukunft kommen wird, ist sicher. Gestalten wir sie also gemeinsam im Sinne eines stabilen und nachhaltigen Finanzsystems.
Anm.: Der Beitrag ist ein Ausschnitt der Rede von Herrn Dr. Dombret beim International Bankers Forum.aj
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