KKR gibt das Steuer beim Zahlungsdienstleister Unzer offenbar an Kreditgeber ab
Seit zwei Jahren ist der Paymentanbieter Unzer mehrheitlich im Besitz des Investors KKR, doch jetzt könnte sich ein Konsortium bereits bestehender Investoren hier mehr engagieren. KKR soll nach Medieninformationen allerdings weiterhin an Bord bleiben. Damit würde sich unter den wichtigsten deutschen Zahlungsdienstleistern einmal mehr das Gleichgewicht verändern.
Laut Medienberichten, die sich auf unterschiedliche Quellen in den mit dem Sachverhalt vertrauten Unternehmen beziehen, steht eine potenzielle Übernahme des Zahlungsdienstleisters Unzer durch eine Gruppe von Gläubigern bevor. Der derzeitige Mehrheitseigner des Berliner Unternehmens, der Finanzinvestor KKR, befindet sich offenbar in fortgeschrittenen Gesprächen mit einem Konsortium, das aus Alcentra Asset Management, Goldman Sachs Asset Management und Partners Group besteht. Die Gruppe der bereits investierten Unternehmen sei sich im Prinzip einig darüber, dass man einen Mehrheitsanteil an Unzer erwerben wolle.KKR will weiter an Bord bleiben, die Übrigen bringen neues Kapital
Die Gruppe würde dafür frisches Eigenkapital bereitstellen und auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Doch auch KKR wird demnach mit einer Minderheitsbeteiligung weiter an Bord bleiben. Noch ist all das allerdings nur eine Absicht, über die die beteiligten Aufsichts- und Kartellbehörden mit zu entscheiden haben. In einem gemeinsamen Statement gaben KKR und Unzer bekannt, dass das Unternehmen kürzlich eine bedeutende Finanzierung erhalten habe, um sein Wachstum zu beschleunigen. Die Investition stärke die Kapitalstruktur und erhöhe die Liquidität des Unternehmens.
Die Beteiligten sind sehr zuversichtlich, in absehbarer Zeit eine Einigung zu erzielen, um die Grundlage für die erfolgreiche Wachstumsstrategie des Unternehmens weiter auszubauen und unsere zahlreichen Möglichkeiten zum weiteren Ausbau der starken Marktposition und zur Förderung des langfristigen Wachstums zu nutzen.”
Ein Unzer-Sprecher zu dem Sachverhalt
KKR und Unzer erklären, Unzer habe vor Kurzem eine beträchtliche Finanzierung erhalten, um sein Wachstum zu beschleunigen, nachdem eine Vereinbarung mit den Aktionären und einem Konsortium bestehender Investoren getroffen worden sei. „Die neue Investition stärkt unsere Kapitalstruktur und erhöht unsere Liquidität“, heißt es. Weitere Details bezüglich der wirtschaftlichen Beteiligung von KKR und anderen Parteien wurden dagegen nicht veröffentlicht, ebenso äußern sich die beteiligten Unternehmen nicht zu dem Sachverhalt.
Anlässlich der Übernahme von Unzer im Jahr 2019 – damals noch unter dem Namen Heidelpay, der den meisten noch eher bekannt sein dürfte – bezeichnete KKR das Unternehmen als „einen der am schnellsten wachsenden Full-Service-Zahlungsanbieter in Europa“. Wir hatten vor zwei Jahren zum Amtantritt mit Unzer-Chef Robert Bueninck im Interview gesprochen.
Drei Jahre später ernannte Unzer den ehemaligen Commerzbank-Chef Martin Blessing zum Vorsitzenden des neu geschaffenen Beirats. Im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme hatte KKR eine Kreditfinanzierung in Höhe von 230 Millionen Euro beantragt, die später für mehrere Folgekäufe aufgestockt wurde.
Weitere Verschiebungen im deutschen Payment-Markt
Ins Visier der BaFin war Unzer – ähnlich wie auch andere große Mitbewerber unter den Zahlungsdienstleistern – in der Vergangenheit wegen möglichen auf Geldwäsche ausgerichteten Geschäften von Unternehmen im Rotlicht-, Wett- und Glücksspielsegment geraten. Dass die Aufsicht hier so genau hinschaut, hat auch mit den Versäumnissen der Wirecard-Pleite zu tun. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin untersagte der Tochtergesellschaft Unzer E-Com vor knapp einem Jahr vorerst die Aufnahme neuer Kunden unter Hinweis auf „gravierende Mängel“.
Nach dem Einstieg von Nexi beim stärksten Konkurrenten Computop ist das für die Branche die nächste große Veränderung, die zu Verschiebungen bei den Marktanteilen führen könnte. Unzer hatte zuletzt einen Marktanteil von rund 17 Prozent, Payone mit 20 Prozent Marktanteil und die Anbieter Klarna aus Schweden (13 Prozent) sowie Adyen aus den Niederlanden (11 Prozent) spielen aber ebenfalls noch eine wichtige Rolle.tw
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