iPhone wird zur Finanz-Super-App: “Das klassische Geschäftsmodell Bank erodiert.”
Wann und wie die sogenannten BigTechs in das Geschäft mit Finanzdienstleistungen einsteigen und Banken ernsthaft Konkurrenz machen, fragt man sich jetzt schon seit gut 10 Jahren. Ansätze, wie Apple Pay und Google Pay waren auch erfolgreich, aber bislang blieben die Banken weitgehend Herrscher über ihr Geschäft. Laut der Sutor Bank soll sich das jetzt allerdings schlagartig ändern. Das Sparkonto, das Apple mit Goldman Sachs anbietet, markiere nun einen „Point of not Return“, was das Angebot von Finanzdienstleistungen und das Geschäftsmodell von Banken angeht.
Das Sparkonto des Kooperationsduos Apple und Goldman Sachs sei gleichzeitig Symbol und Treiber für zwei universelle, zusammenhängende Entwicklungen in der Finanzbranche:Standardfinanz-Produkte wandern in Kundenschnittstellen, die nicht mehr Banken gehören. Spiegelbildlich dazu wird Banking-as-a-Service zum Standardgeschäftsmodell für Banken. Institute, deren Geschäftsmodell es ist, Kunden mit Standardfinanz-Produkten zu versorgen, werden es schwer haben. Das gilt auch und gerade für digitale Neobanken, die in diesem Bereich zu Hause sind.”
Hartmut Giesen, Digitalisierungsexperte bei der Sutor Bank
Apple habe sein Angebot an Finanzdienstleistungen stetig erweitert und werde dies weiter tun. Laut Giesen sei es nur eine Frage der Zeit, bis Apple die Angebotslücken schließt und auch normale Zahlungskonten anbietet, sowie weitere Services wie etwa Wertpapier- oder Kryptohandel integriert. Das Unternehmen eliminiere damit den Bedarf nach “normalen” Banken für iPhone-Nutzer – Neobanken mit einbezogen.Das iPhone ist auf dem Weg, eine Finanz-Super-App zu werden. Eine digitale N26 benötige ein iPhone-Nutzer eventuell nicht mehr, wenn die Banken-Funktionen bereits ins Betriebssystem integriert sind.”
Trend zu Embedded-Finance-Angeboten
Zudem zeigt der Trend, laut dem Experten der Sutor Bank (Website), immer stärker hin zu Embedded-Finance-Angeboten, die auf Banking-as-a-Service basieren. Im Fall von Goldman Sachs und Apple zeige sich, dass Apple mit den Finanzprodukten von Goldmann Sachs – neben dem Sparkonto eine Kreditkarte – sein Service-Angebot für Kunden mit der gleichen Logik erweitert, wie Streaming, Fitness und mehr angeboten werden. Diese Services seien der am schnellsten wachsende Bereich in der Apple-Bilanz. Und gerade weil Apple heute noch zum größten Teil vom iPhone-Umsatz abhängig ist, liege der Fokus auf der Diversifizierung in die Services hinein.
Dabei habe das Finanzangebot für Apple einen doppelten Effekt: Das Unternehmen erziele mit den Finanzprodukten mehr Service-Umsätze und gleichzeitig seien die ausschließlich per iPhone oder iPad nutzbaren Finanzprodukte so attraktiv, dass sie den Absatz von iPhones weiter beleben könnten.“
Das – derzeit nur in den USA verfügbare – Sparkonto biete mehr Zinsen als fast alle Bankkonten in den USA. So viel mehr, dass daraus zumindest ein Anreiz entstehe, weiterhin iPhones zu nutzen, oder vielleicht sogar iPhones statt anderer Smartphones mit weniger interessanten Zusatz-Features zu kaufen.
Doch auch Goldman Sachs, eigentlich eine Investment-Bank ohne Endkunden-Geschäft, profitiere in der Rolle eines Banking-as-a-Service-Anbieters. Das Institut erhalte Zugang zu Endkunden, ohne diese aktiv akquirieren zu müssen und müsse sich weder um Kundenkommunikation noch um Services kümmern.
BigTechs wurden unterschätzt – doch wo bleibt Google?
Aus Sicht von Hartmut Giesen ist allerdings weder Banking-as-a-Service noch die Tatsache, dass BigTechs Finanzangebote in ihr Produktportfolio aufnehmen, neu. Auf der einen Seite hätten Gesellschaft und Märkte im vergangenen Jahrzehnt diese Entwicklung in ihrem Tempo überschätzt.
Das Geschäftsmodell Bank erodiert.“
Im Gegensatz zu Apple (Website) sei Google bis dato sehr viel weniger weit mit seinem Finanz-Angebot. Ein Grund sei, dass was für Apple das iPhone ist, für Google die Werbung sei. Bei diesem Geschäftsmodell liege die Integration von Finance nicht ähnlich nahe wie bei Apple. Zwar ließen sich für Google Zusatzumsätze aus Dienstleistungsumsätzen erzielen, aber sie profitierten nicht im gleichen Maße von Smartphone-Verkäufen wie Apple, weil sie abgesehen von einigen wenig verbreiteten Modellen kein Smartphone-Angebot haben.ft
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