Von Wash-Trading bis Copy-Minting: Wie Bitscrunch Betrug bei NFTs bekämpfen will
Die Krypto-Szene ist aufgrund zahlreicher Betrugsvorfälle und Unregelmäßigkeiten in Misskredit geraten. Viele Privatanleger, aber auch Banken und professionelle Anleger suchen nach einem möglichen Grad an Sicherheit und Verlässlichkeit im Zusammenhang mit diesen Anlageformen. Das Unternehmen Bitscrunch will hier Abhilfe schaffen. Wie das gehen soll und für wen das hilfreich sein könnte, klären wir im Interview mit dem Gründer.
Das 2019 in München gegründete Start-up Bitscrunch will als Anbieter von Blockchain-Analytik und KI-basierten Sicherheitsdiensten zum Schutz des NFT-Ökosystems beitragen. „Unser Hauptziel aus technischer Sicht ist es, erstklassige Analyse- und forensische Daten zu NFTs, NFT-Transaktionen und NFT-Wallets bereitzustellen.“ Wie das geht, erklärt Gründer und CEO Vijay Pravin Maharanjan im Interview.Als studierter Data Analyst schauen Sie sich NFTs genauer an. Was tun Sie da genau und woran machen Sie Ihre Entscheidung fest?
Vijay Pravin Maharanjan: Als Datenexperte bei Siemens und Data Scientist bei Volkswagen wollte ich zusammen mit einem Team von Datenexperten etwas auf NFTs aufbauen. NFT-Daten sind etwas, mit denen sich zurzeit nicht viele Menschen befassen. Daher wollten wir mehr Vertrauen und Transparenz schaffen, indem wir tiefere Einblicke in NFTs geben. Wir adressieren dabei mit unseren Dienstleistungen sowohl B2B- als auch B2C-Kunden. Für Unternehmen stellen wir unsere APIs sowie benutzerdefinierten Dashboards bereit, welche die Unternehmen nutzen können, um aufschlussreiche Geschäftsentscheidungen zu treffen. Für unsere B2C-Kunden haben wir UnleashNFTs entwickelt, das derzeit kostenfrei zur Verfügung steht. In naher Zukunft planen wir die Umstellung auf ein Abonnementmodell.
Vijay Pravin Maharanjan ist Gründer und CEO von Bitscrunch, einem Datenanalyseunternehmen, das sich auf Multi-Chain-Insights für NFTs und digitale Vermögenswerte spezialisiert hat. Das in München ansässige Unternehmen wurde 2019 gegründet und will Kleinanlegern, institutionellen Investoren und Risikokapitalgebern ermöglichen, bessere Entscheidungen in Krypto-Assets zu treffen.
Welche Formen von NFT-Fraud gibt es? Geht es dabei eher um eine Art Diebstahl oder eher um Fälschungen, die in Umlauf gebracht und damit entwertet werden?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Menschen im NFT-Bereich betrügen. Wir bekämpfen einerseits sogenanntes „Wash-Trading“, bei dem Menschen NFTs zu höheren Preisen als sie eigentlich wert sind weiterverkaufen. Außerdem ermitteln wir mithilfe von Künstlicher Intelligenz den fairen Preis von NFTs, damit die Nutzer den Wert von NFTs nachvollziehen und verstehen können, bevor sie eine mögliche Kaufentscheidung treffen. „Copy-Minting“ ist das dritte Problem, das wir in diesem Bereich angehen. Wir können Marken dabei helfen, ihr geistiges Eigentum zu schützen, beispielsweise wenn jemand ein NFT mit dem Adidas-Logo geprägt hat. In diesem Fall helfen wir Adidas, diese gefälschten NFTs von den NFT-Marktplätzen zu entfernen und deren Rechte durchzusetzen.
Wie funktioniert Wash-Trading genau?
Wash-Trading bezieht sich auf eine Aktivität, bei der einer oder mehrere Händler eine künstliche Nachfrage nach Wertpapieren erzeugen, indem sie diese mehrfach kaufen und verkaufen. Dies führt dazu, dass Händler und Anleger mehr für ein Wertpapier bezahlen, als es wert ist. Bei NFTs wirkt sich diese betrügerische Aktivität sowohl auf den Preis als auch auf das Volumen eines NFT-Projekts aus, was dazu führt, dass Marktplätze keine zuverlässigen Messgrößen mehr haben, um das Wachstum und die Reichweite ihrer Plattformen zu bestimmen.
Was hat das für eine Marktrelevanz, können Sie das etwas beziffern?
Wir haben herausgefunden, dass von den 17 Milliarden Dollar, die der NFT-Markt Anfang 2022 hatte, vom Gesamtvolumen etwa 11 Milliarden Dollar „gewaschen“ gehandelt wurden. Das Volumen wurde vor allem durch das Aufkommen von Marktplätzen angetrieben, die für jede auf ihrer Plattform durchgeführte Transaktion Belohnungs-Token ausgeben.
Rund um das NFT-Thema ist es in den letzten Monaten nach einem ersten Hype etwas stiller geworden. Das hat vor allem mit Sicherheitsthemen zu tun. Worauf sollten Anleger (v.a. auch institutionelle wie Banken) denn achten, wenn sie in NFTs investieren?
Ja, der gesamte Markt ist rückläufig. Da NFTs ein Baby in diesem Bereich sind, werden sie ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Positiv zu vermerken ist jedoch, dass große Marken wie Porsche und Amazon selbst in dieser Zeit des Abschwungs weiterhin nach NFTs Ausschau halten.
Wie sehen Sie den Ausblick für das NFT-Thema im Kontext des Web3/Metaverse?
NFTs haben die meiste Akzeptanz im Blockchain-Bereich erfahren – im Vergleich zu Kryptowährungen, die mehr als 10 Jahre gebraucht haben, um dort zu sein, wo sie jetzt sind. Wir können Scheingründer und gefälschte Projekte zwar nicht komplett verhindern, wohl aber dagegen ankämpfen und unseren Beitrag hierfür leisten. Es gibt viele Wege und Arten von Fraud und wir bei Bitscrunch geben unser Bestes, um das NFT-Ökosystem zu sichern.
Herr Maharanjan, herzlichen Dank für dieses Gespräch. tw
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