STUDIEN & UMFRAGEN1. Februar 2023

FIS-Studie: Finanzbranche investiert weiter in Megatrends

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Wohin entwickelt sich der Finanzsektor in den nächsten 12 bis 36 Monaten? Trotz Rezessionssorgen wird weiter in mögliche Wachstumstreiber investiert. Zu den Megatrends zählen laut FIS-Report unter anderem Embedded sowie Decentralised Finance, Kryptolösungen und Metaverse. Ganz oben steht das Thema ESG.

FIS, Anbieter von Technologielösungen für Finanzinstitute und Unternehmen aller Branchen, hat Einstellungen sowie kurz- und mittelfristige Investitionspläne rund um Finanzthemen unter die Lupe genommen. Dazu wurden 2.000 Entscheider weltweit zwischen Juli und September 2022 befragt. Die Ergebnisse sind im FIS Global Innovation Report zusammengefasst sowie auf der FIS-Website veröffentlicht.

Berücksichtigt wurden Geschäftsführer und leitende Angestellte von Finanzdienstleistern (Banken, Versicherungen, Kapitalmarktunternehmen und FinTechs) sowie von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors (Einzelhandel, Restaurants, Reisebranche, Glücksspiel und Online-Inhalte sowie Technologieanbieter). 230 Befragte stammten aus Deutschland, die anderen aus Australien, Brasilien, Kanada, Hongkong, Indien, Singapur, Großbritannien und den USA.

Wohin Investitionen fließen

Befragt nach den FinTech-Bereichen, die ihrer Meinung nach im kommenden Jahr einen großen oder moderaten Einfluss erwarten lassen, zeichneten die Entscheider aus Deutschland ein weitgehend homogenes Bild: DeFi, Kryptowährungen und Metaverse wurden jeweils von 83 Prozent genannt, Embedded Finance lag mit 84 Prozent nur knapp darüber. An die Spitze setzte sich ESG mit 87 Prozent der Nennungen.

51 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, aktuell an der Umsetzung von ESG-Produkten und -Services zu arbeiten. 56 Prozent stellten heraus, dass sie in Technologien investieren, um Kunden detailliertere ESG-Bewertungen von Vermögenswerten und Wertpapieren anbieten zu können. Genauso viele nannten die Verbesserung der ESG-Berichterstattung und Offenlegung als Investitionsgrund. Der FIS-Digitalexperte verweist auf die zunehmenden und weiter steigenden Anforderungen von Anlegerinnen und Anlegern.

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Die Kunden erwarten längst breite Transparenz für ihre Anlage, ob auf der Ebene einzelner Vermögenswerte und Segmente oder auch bezogen auf das Gesamtportfolio. Die Möglichkeiten zur Evaluierung von Klimarisiken und der Nachhaltigkeit von Lieferketten werden derzeit noch als Wettbewerbsfaktoren betrachtet, alsbald werden Kunden die Möglichkeiten jedoch als Must Haves einfordern.“

Bernd Richter, FIS

Interesse trotz abflauender Hypes

Den Themen Kryptolösungen und Metaverse bescheinigten die FIS-Analysten eine deutlich nachlassende Zugkraft. Doch auch wenn sich im vergangenen Jahr die Begeisterung erkennbar abgekühlt hatte, steht die Beschäftigung mit Anwendungsmöglichkeiten rund um beide Technologien bei den Entscheidern weiterhin hoch im Kurs. 43 Prozent der befragten Finanzdienstleistungsunternehmen in Deutschland geben an, aktiv Geschäftsmöglichkeiten im Metaverse zu untersuchen. Aus dieser Gruppe wollen 33 Prozent die Markenwahrnehmung verbessern. 30 Prozent zielen darauf ab, sich als „Early Adopter“ einen strategischen Vorteil gegenüber den Wettbewerbern zu sichern.

Zumindest keinen dringenden Handlungsbedarf signalisierten die Befragten im Bereich Krypto. 30 Prozent haben kein Interesse an der Entwicklung von Kryptowährungs-Dienstleistungen in den kommenden 12 Monaten. In einer mittelfristigen Perspektive – über die kommenden 36 Monate – sind es dagegen nur zwei Prozent der Finanzdienstleister und zehn Prozent der Unternehmen aus anderen Branchen, die sich dem Kryptotrend verweigern.

DeFi: Vom Risiko zur Chance

Auf der einen Seite wird Decentralized Finance (DeFi) das Potenzial nachgesagt, Prozesse und Strukturen der etablierten Finanzwelt aus den Angeln zu heben. Auf der anderen Seite versucht eine Mehrheit dieser traditionellen Finanzwelt, sich selbst DeFi zu Nutze zu machen: 52 Prozent der Befragten aus dem Finanzdienstleistungssektor sehen in DeFi eine große Wachstumschance für ihr eigenes Unternehmen. Die Beschäftigung mit den Chancen und Potenzialen sei schon deshalb geboten, weil Unternehmen nicht die Gefahr einer eigenen Disruption eingehen dürfen.

Nach Einschätzung von FIS dürfte jedoch die Entwicklung von Embedded Finance unter den genannten Technologietrends am weitesten gediehen sein. Dieser verspreche kurzfristig neue Umsatzpotenziale für Finanzdienstleister und andere Player. Das schlägt sich auch im Investitionsgeschehen nieder. So gaben 36 Prozent der Finanzdienstleister hierzulande an, schon in den nächsten zwölf Monaten erheblich in die Entwicklung eingebetteter Finanzprodukte zu investieren. Auch 35 Prozent der Nicht-Finanzunternehmen, die eine Auswirkung von Embedded Finance auf ihr Geschäft sehen, werden ihr F&E- bzw. Technologiebudget in den nächsten 12 Monaten erhöhen.

Die wichtigsten Investitionsgründe für technologische Trends laut dem Global Innovation Report. <Q>FIS
Die wichtigsten Investitionsgründe für technologische Trends laut dem Global Innovation Report. FIS

 

Bernd Richter erkennt in den Ergebnissen der aktuellen Umfrage eine positive Entwicklung, von der auch Anlegerinnen und Anleger profitieren. Trotz einer drohenden globalen Rezession investierten die Unternehmen weiterhin mit dem Ziel, neue Wachstumspotenziale freizusetzen. Zugleich werde eine veränderte Investitionskultur deutlich, die noch stärker als zuvor die künftige Verbrauchernachfrage antizipiert. Das Fazit des FIS-Digitalexperten: „Unternehmen mit Weitsicht, die richtig planen und effektiv neue Ideen umsetzen, werden den Weg in diese nächste Welle der digitalen Revolution anführen.“ hj

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