Megadeal der KMU-Neobanken: Qonto schluckt deutschen Mitbewerber Penta
Nun ist es also doch amtlich, was vergangene Woche schon gerüchteweise aus Unternehmenskreisen durchgesickert war: Qonto, europäischer Anbieter im digitalen Finanzmanagement für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Selbstständige, plant, das deutsche FinTech Penta zu übernehmen und beide Unternehmen zu verbinden. Man wolle damit den „Ausbau der europäischen Führungsposition im digitalen Finanzmanagement“ vorantreiben. Doch die Tage der Marke Penta dürften gezählt sein.
Das FinTech Qonto, der Dienstleister im digitalen Finanzmanagement für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Freelancer, plant, den deutschen FinTech-Champion Penta zu übernehmen und will infolgedessen beide Unternehmen verbinden. Der Deal, der in den nächsten Wochen abgeschlossen werden soll, erfolgt inmitten des kontinuierlichen Wachstums beider Unternehmen, wie es offiziell heißt. Die Transaktionspläne waren in der vergangenen Woche bereits aus mehreren Quellen durchgesickert. Für Qonto sei dies, so heißt es offiziell, der nächste logische Schritt und zahlt auf sein langfristiges Ziel ein: bis 2025 die bevorzugte Finanzlösung für eine Million europäische KMU und Selbstständige zu werden.Während Qonto sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Buchhaltung von KMU und Selbstständigen zu vereinfachen, zu automatisieren und das Rechnungsmanagement zu erleichtern und bislang in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien rund 700 Mitarbeitende beschäftigt, sieht sich das 2017 gegründete Penta als Deutschlands führender Anbieter für digitales Finanzmanagement für kleine und mittlere Unternehmen, Selbständige sowie Freiberufler. Ähnliches Geschäftsfeld und ähnliche Zielgruppe? In der Tat. Und so interpretieren die beiden Unternehmen (hier vor allem wohl Qonto) den Deal als „eine große Chance für Qonto und Penta und mehr als die Summe seiner beiden Teile“.
Qonto will in Deutschland weiter wachsen – über Penta-Kunden
Wie das mit dem gegenseitigen Ergänzen klappen soll, ist angesichts der durchaus umfangreichen gemeinsamen Elemente unklar. Die Rede ist von gemeinsamem Mehrwert für Kunden und einer „gleichen Mission, einer „auf starken Werten basierenden Kultur“ mitsamt Geschäftsmodell. Doch zumindest aus dem Umfeld der Unternehmen hört man, dass das französische Start-up, das erst Anfang des Jahres noch 486 Millionen Euro einsammeln konnte, der hauptsächliche Nutznießer des Deals sei.
Unterm Strich entsteht so ein neues in den westeuropäischen Kernmärkten tätiges Unternehmen, das 300.000 Firmenkunden betreut und 900 Mitarbeiter beschäftigt. Qonto verfügt über eine Banklizenz und ein eigenes Kernbankensystem und dürfte mit dem speziell auf den deutschen Markt bezogenen Know-how von Penta gut aufgestellt sein, um als deutsches B2B-FinTech einiges zu reißen. Mitbewerber wie Kontist oder FInom dürfte das das Leben erschweren. Seit der Markteinführung in Frankreich hat sich Qonto zum Ziel gesetzt, die führende All-in-One-Finanzlösung für KMU und Selbstständige in Europa zu entwickeln.
Von Anfang an hatten die Qonto-Gründer Steve Anavi und Alexandre Prot den Ehrgeiz, eine paneuropäische Marke aufzubauen, das haben sie bereits mehrfach erklärt – und dennoch hatte sich das Unternehmen gerade im deutschen Markt, der ja nicht arm an Mitbewerbern für genau diese Zielgruppe ist, schwer getan, auch wenn das Unternehmen in einer Pressemitteilung erklärt, dass Deutschland 2021 „der am schnellsten wachsende Markt mit einem Kundenwachstum von 170 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“ gewesen sei.
Qonto und Penta: Strukturen teilweise doppelt vorhanden
Wie gut die beiden Teams um Anavi und Prot auf der einen Seite und dem von der deutschen Bank gekommenen Markus Pertlwieser zusammenwachsen, wird sich zeigen müssen. Klar scheint zumindest unter Experten aus dem Umfeld der beiden Unternehmen, dass ein Teil der Strukturen doppelt vorhanden ist. Ob das gerade angesichts der angespannten gesamtwirtschaftlichen Lage, in der sich aktuell viele FinTechs verschlanken, ohne Entlassungen funktioniert, bleibt abzuwarten.
Als Steve Anavi und ich Qonto im Jahr 2016 gründeten, hatten wir das ehrgeizige Ziel, den Finanzalltag für KMU und Selbstständige in ganz Europa zu vereinfachen. Ich bin sehr stolz auf das, was wir bisher erreicht haben, aber wir wollen heute noch weiter gehen. Der natürliche nächste Schritt war der Zusammenschluss mit Penta. Gemeinsam werden wir bis 2025 die bevorzugte Finanzierungslösung für eine Million europäische KMU und Selbstständige sein.“
Alexandre Prot, CEO von Qonto.
Lukas Zörner und seine Mitgründer haben eine echte FinTech-Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit der Kombination aus wachsenden Kundenzahlen und steigenden Umsätzen haben wir in den letzten 18 Monaten noch mehr Substanz gewonnen. Wir freuen uns sehr, dass wir nun die Chance haben, im Team mit Qonto das digitale Banking für Geschäftskunden in Europa aktiv zu gestalten.“
Markus Pertlwieser, CEO von Penta
Beide Teams arbeiten bereits intensiv an den Details der zukünftigen gemeinsamen Arbeit, die insbesondere Chancen für Talente bieten soll, innerhalb des Unternehmens zu wachsen. Details wollen die beiden Unternehmen in den kommenden Monaten bekanntgeben.tw
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