Trade Republic: Deutsche Bank und Citi werden Partner – was heißt das für die Solarisbank?
Der Neobroker Trade Republic nimmt Citi und Deutsche Bank als Partnerbanken ins Portfolio. Neukunden und Teile der Bestandskunden sollen in Zukunft nicht mehr unbedingt von der Solarisbank betreut werden, die hier bislang der einzige Banking-Partner war, bei dem sämtliche Depots lagen. Grund dafür ist die stark wachsende Kundenzahl – das Unternehmen hat aktuell gut eine Million Kunden und expandiert nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern auch in Frankreich, Italien, Spanien und den Niederlanden. Für die Kunden ändert sich bei Einlagensicherung und Konditionen nichts. Warum Trade Republic gerade jetzt diesen Schritt geht , weshalb das in der aktuellen Situation der denkbar geschickteste Schachzug des Neobrokers sein dürfte und wieso der Solarisbank alles andere als entspannte Zeiten ins Haus stehen, erfahren Sie in unserem Hintergrundartikel.
Zunächst waren es Mailings an einige Bestandskunden, über die verkündet wurde, dass Trade Republic einen Teil seines Geschäfts über Citi und Deutsche Bank abwickeln wird. Doch anders als zunächst vermeldet geht es dabei um eine Ergänzung, nicht um den kompletten Wechsel des Partners. Die global agierenden Institute werden ab sofort ebenfalls Treuhandkontenpartner von Trade Republic. „Damit stellt sich die größte europäische Sparplattform für die weitere Expansion in Europa noch stärker auf“, heißt es in der Pressemitteilung.Neben den etablierten Partnern, wie der HSBC und Solarisbank, nehmen wir nun mit Citi und der Deutschen Bank zwei weitere renommierte Banken in unser Partnernetzwerk auf. Mit diesen beiden Partnern stellen wir uns nochmal breiter auf. Das ist gerade vor dem Hintergrund unseres starken Wachstums in der Eurozone ein wichtiger Schritt.“
Christian Hecker, Mitgründer von Trade Republic
Für die Kunden von Trade Republic ändere sich nichts,erklärt das Unternehmen. Sie zahlen weiterhin weder Depotgebühren noch werden sie durch Negativzinsen belastet, dazu gilt die volle Einlagensicherung von 100.000 Euro je Kunde. Sowohl Citi und die Deutsche Bank unterliegen ja der EU-Richtlinie über die gesetzlichen Einlagensicherungssysteme.
Trade Republic will Wachstumsschmerzen verhindern
Doch was dahinter steckt, ist ein kluger Schritt des zügig wachsenden Neobrokers. Denn der sieht wahrscheinlich nicht nur die gerunzelte Stirn der BaFin, die hier keine Fehler machen will und gerade bei den Neobanken und ihren Dienstleistern besonders genau hinschaut. Doch Trade Republic sieht sicherlich auch die Schwierigkeiten der schnell wachsenden N26, deren Wachstum aktuell beschnitten wird und die ihrerseits gerade bei manchen Kunden ihr letztes Vertrauen verspielt und es damit sogar in die Schlagzeilen außerhalb der Wirtschafts- und Branchenmedien schafft.
Als größter Euro-Abwickler weltweit stellen wir Trade Republic unsere skalierbaren Transaktionsservices zur Verfügung. Durch die Unterstützung online-basierter Einzahlmethoden und eine innovative technische Integration ermöglichen wir die schnelle und nahtlose Abwicklung auf der Plattform von Trade Republic. Die Zusammenarbeit zeigt einmal mehr die enge Verzahnung von klassischen Banken und FinTechs und wie Kunden davon profitieren können.“
Stefan Hoops, Leiter der Unternehmensbank Deutsche Bank
Für die Deutsche Bank ist das auch ein ungewöhnlicher Schritt, dass sie der 2015 von Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri gegründeten Trading-Plattform nun unter die Arme greifen dürfen. Schon in den letzten Jahren hatte das Institut mehrfach betont, man wolle intensiver auch mit der FinTech-Welt kooperieren. Dass man mit Trade Republic jetzt gleich einen der größten Player auf dem deutschen Markt gewonnen hat, ist zwar nicht der von einigen Berichterstattern gemeldete „Ritterschlag“, zeigt aber, dass sich die diversen personellen Zukäufe der Deutschen Bank bezahlt gemacht haben.
Nicht vergessen werden darf auch, dass im Zuge dessen auch die Citi mit an Bord gekommen ist. Über die Rollenverteilung macht Trade Republic noch keine genaueren Angaben, doch wahrscheinlich ist, dass es hier schon eine Aufteilung etwa nach Märkten geben wird.
Trade Republic kann sich auf Citis globales Netzwerk und umfassende Erfahrung in der Zusammenarbeit mit globalen digitalen plattformbasierten Banken und FinTech-Unternehmen verlassen und davon profitieren. Innovative Technologien machen unsere End-to-End Zahlungslösungen zum Transaktionsdienst der nächsten Generation.“
Mark Smith, EMEA Head Treasury und Trade Solutions bei Citi
Keine Degradierung der Solarisbank
Doch was bedeutet das für die Solarisbank? Ist sie durch die neuen Entwicklungen nur noch ein Partner unter vielen? Ja – und nein. Denn einerseits hat auch die Solarisbank in den vergangenen Jahren an vielen Stellen und mit vielen Partnern unter Beweis gestellt, dass man Banking as a Service kann, andererseits klagen aber Kunden auch hier über Probleme (nicht nur mit Trade Republic). Ob die Solarisbank mit dem schnellen Wachstum von Trade Republic mithalten kann, wissen wahrscheinlich bestenfalls die beiden Unternehmen selbst (und die werden es zweifelsohne nicht sagen, wenn dem nicht so ist).
Aus Sicht von Trade Republic ist es daher nur schlüssig und erfolgskritisch, sich auf mehrere Partner zu verlassen, wenn das nötig und erforderlich ist. Und für die Solarisbank ist es mitnichten eine Degradierung oder ein Gesichtsverlust, wenn jetzt Trade Republic angesichts des Wachstums noch weitere Partner onboardet. Und doch sollte die Solarisbank jetzt aufpassen: Denn wenn sich Trade Republic eines Tages dafür entscheidet, den Banking-Partner zu wechseln, ist das jetzt deutlich einfacher möglich als in der alten Variante. Man kann somit durchaus davon ausgehen, dass bei der Solarisbank die Alarmglocken läuten.
Gleichzeitig macht das für die Technik dahinter das Leben aber nicht leichter. Verschiedene Tech-Stacks zu pflegen, die alle ihre Eigenheiten haben, ist kein Spaß, wie man aus Kreisen anderer Banken hört. Und Probleme und Ausfälle eines einzelnen Partners werden in Zukunft mit dem gesamten Unternehmen Trade Republic in Verbindung gebracht werden. Bei welchem Dienstleister oder Partner die Kunden jetzt besser aufgehoben sind, darüber lässt sich übrigens trefflich streiten, was auch in den einschlägigen Foren bereits getan wird. Klar ist aber, dass die Zielgruppe der jungen Finanzaffinen (sieben von zehn Kunden der Trade Republic zählen zu dieser Spezies) zwar über deutlich mehr digitales Know-how verfügt als andere Kundengruppen, dass sie aber nicht minder kritisch ist, wenn es zu technischen Pannen kommt. tw
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