ARCHIV24. September 2021

Klima­stress­test der EZB: Banken profitieren von Einführung klimapolitischer Maßnahmen

Klimarisiken - aber auch Chancen - nicht unterschätzen!
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Die EZB hat die Ergebnisse ihres gesamtwirtschaftlichen Klima­stress­tests  und Klimarisiken veröffentlicht. Im Rahmen dieses Stresstests wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf mehr als vier Millionen Unternehmen weltweit und 1600 Banken im Euro- Währungsgebiet untersucht. Dabei wurden drei verschiedene klimapolitische Szenarien angewendet.

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass Unternehmen und Banken eindeutig davon profitieren, wenn frühzeitig Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, um den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft voranzutreiben. Sie zeigen zudem, dass vor allem bestimmte Regionen und Sektoren im Euroraum von den Auswirkungen der Klimarisiken bedroht sind. Insbesondere Unternehmen in Regionen, die physischen Risiken am stärksten ausgesetzt sind, könnten mit sehr schweren und häufig auftretenden Naturkatastrophen konfrontiert sein, was wiederum ihre Kreditwürdigkeit belasten würde.

Unter klimabezogenen Risiken sind sowohl physische Risiken als auch transitorische Risiken zu verstehen. Es wird erwartet, dass Häufigkeit und Ausmaß von Naturkatastrophen zunehmen.

Physische Risiken umfassen die entsprechenden wirtschaftlichen Auswirkungen. In Europa sind die physischen Risiken ungleich verteilt. Mittel- und Nordeuropa sind anfälliger für Überschwemmungen, während Südeuropa in stärkerem Maße Hitzewellen und Waldbränden ausgesetzt ist. Transitorische

Risiken bezeichnen die Kosten, die mit der Einführung von Maßnahmen zur Verringerung der CO2- Emissionen verbunden sind, und zwar vor allem für Branchen mit hohem CO2-Ausstoß. So würden zum Beispiel CO2-intensiven Branchen wie dem Bergbau und dem Stromsektor beträchtliche Kosten entstehen, um die Emissionen zu senken. Dadurch würde sich wiederum ihre Ausfallwahrscheinlichkeit kurz- oder mittelfristig erhöhen.

Allerdings stellt der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft auch eine einmalige Chance dar.”

Aus dem Stresstest geht hervor, dass die Vorteile eines frühzeitigen Handelns die anfänglichen Kosten auf mittlere bis längere Sicht mehr als ausgleichen. Dies ist unter anderem auf die Energieeffizienzsteigerungen der Unternehmen und auf insgesamt günstigere Energiepreise zurückzuführen.

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EZB-Vizepräsident Luis de Guindos erklärte, die physischen Risiken würden mit der Zeit zunehmen, sofern keine Maßnahmen zum Übergang in eine grünere Wirtschaft erfolgten. Die Risiken würden nichtlinear steigen. Da der Klimawandel unumkehrbar sei, werde sich dieser Anstieg auch im Zeitverlauf fortsetzen. Der Übergang müsse frühzeitig und schrittweise erfolgen, um die Kosten sowohl des grünen Wandels als auch die Auswirkungen künftiger Naturkatastrophen begrenzen zu können.

Die Banken im Eurogebiet könnten in einem Szenario, das keine politischen Maßnahmen gegen den Klimawandel vorsieht, schwer beeinträchtigt werden. Diesem Szenario zufolge steigen die erwarteten Verluste bei den Unternehmenskreditportfolios mit der Zeit deutlich an. Verantwortlich hierfür sind die stetig zunehmenden physischen Risiken, die innerhalb der kommenden 30 Jahre kritisch werden könnten. In diesem sogenannten Szenario „Treibhaus Erde“ (hot house world) besteht für eine Bank im Euroraum in Bezug auf ihr durchschnittliches Unternehmenskreditportfolio im Jahr 2050 eine 8 % höhere Ausfallwahrscheinlichkeit als bei einem geordneten Übergang. Werden unterschiedliche Kreditportfolios getrennt betrachtet, so zeigt sich, dass klimabedingte Einflüsse vor allem im Zeitverlauf noch zunehmen werden. Verglichen mit 2020 steigt die Ausfallwahrscheinlichkeit für Portfolios mit der höchsten Anfälligkeit für Klimarisiken 2050 im Rahmen des Treibhausszenarios um 30 %. Diese Zunahme übertrifft den für dieses Szenario gemessenen durchschnittlichen Anstieg um das Fünffache.

Die endgültigen Ergebnisse des Klimastresstests stehen im Einklang mit den im März 2021 veröffentlichten vorläufigen Ergebnissen. Sie liefern überdies ergänzende Einschätzungen darüber, wie widerstandsfähig Banken – nach Betrachtung ihrer Kredite, Sicherheiten und Kapitalbeteiligungen – gegenüber Klimarisiken sind.

Der gesamtwirtschaftliche Klimastresstest der EZB markiert den ersten Schritt des Fahrplans der EZB für die Einbeziehung von Klimaaspekten. Die Ergebnisse und Methoden fließen in den aufsichtlichen

Klimastresstest ein, den die EZB 2022 für direkt von ihr beaufsichtigte Banken durchführen wird. Sie werden auch im Rahmen des für das erste Quartal 2022 geplanten Stresstests berücksichtigt, mit dem geprüft wird, inwieweit die Bilanz des Eurosystems mit Klimarisiken behaftet ist.aj

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