10 Jahre Vorbereitung: Der Weg der Sparkassen-Finanzgruppe in die Cloud
Auch wenn in Deutschland immer mehr Unternehmen Cloud-Services einsetzen, bremsen Sicherheitsbedenken und rechtliche Unklarheiten das Cloud-Wachstum. Dies zeigt der „Cloud-Monitor 2014“ des Branchenverbandes Bitkom. Die Finanzwirtschaft gehört nach der ITK-Branche zu den Wirtschaftszweigen mit der höchsten Cloud-Nutzung, vereint aber gleichzeitig laut Studie überdurchschnittlich viele kritische Stimmen. Die Sparkassen arbeiten bereits heute mit ihrer IT-Basis nach den Prinzipien des Cloud Computings.
von Detlev Klage, Generalbevollmächtigter und Leiter Geschäftsbereich Client/Server, Finanz Informatik
Die Cloud ersetzt die Hardware-Frage durch Prozesse und Services
Mit Cloud Computing ist ein Paradigmenwechsel in der Gestaltung und Nutzung von IT verbunden: Standen früher Rechner, Speicher, Anwendungen oder gar Lizenzen im Zentrum des Interesses, dreht sich nun die Frage im Kern um die End-to-End-Verantwortung für bankfachliche Services. Damit rücken innovative Geschäftsideen, die Bedürfnisse der Kunden und Geschäftsprozesse in das Zentrum der IT. Diese lassen sich auf sichere, hoch verfügbare und wirtschaftliche Weise mittels Cloud-Technologien erfüllen. Gleichzeitig müssen die Lösungen in Zeiten fortschreitender Digitalisierung geräte- und plattformunabhängig sein.
Cloud Computing ist die flexible, bedarfsorientierte Bereitstellung und Abrechnung von Infrastruktur- und Anwendungskomponenten auf Basis hochgradig standardisierter, kosteneffizienter und in der Regel virtualisierter technologischer Plattformen. Die Sparkassen greifen heute flexibel, je nach Bedarf auf Software-Funktionalitäten sowie Server- und Speicher-Kapazitäten zu. Die Kosten für die Software-as-a-Service- und Infrastructure-as-a-Service-Dienstleistungen berechnen sich dabei nach dem Pay-per-Use-Modell.
Zentrale Prinzipien der Banken-IT
Die Cloud-Strategie der FI orientiert sich an den Maximen “Sicherheit“, „Verfügbarkeit“ und „Wirtschaftlichkeit”, also den elementaren Prinzipen der Banken-IT. Im Sinne der Sicherheit genießen Datenschutz und
-sicherheit sowie die Einhaltung aufsichtsrechtlicher Vorgaben höchste Priorität. Dank einer in sich geschlossenen deutschlandweiten Rechenzentrums- und Netzwerkinfrastruktur im Sinne einer Private Cloud sorgt der IT-Dienstleister für ein Höchstmaß an Sicherheit. Bei diesem Thema besitzen große Cloud-Service-Provider wie die FI einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil: In Zeiten steigender Cyber-Angriffe haben sie sowohl die personellen als auch infrastrukturellen Ressourcen, um professionelle Sicherheitsarchitekturen aufbauen zu können. Die Sparkassen als Kunden ziehen nicht nur aus Skaleneffekten einen Vorteil. Auch aus qualitativer Sicht profitieren sie von einer professionellen Sicherheitsarchitektur. Auch hinsichtlich der Einhaltung von aufsichtsrechtlichen Vorgaben bieten IT-Dienstleister einen Vorteil. Gerade branchenversierte Unternehmen kennen die Prüfungsschwerpunkte der Aufsichtsbehörden bei sicherheitsrelevanten Themen wie etwa in MaRisk. Auch mit anstehenden gesetzlichen Veränderungen wie dem geplanten IT-Sicherheitsgesetz setzen sie sich frühzeitig auseinander und entwickeln entsprechende Lösungen.
Dank jahrelanger und stetig wachsender Erfahrung hat die FI mit konsolidierten und weitgehend standardisierten Leistungen die Grundlage für hochverfügbare IT-Systeme für die Sparkassen-Finanzgruppe geschaffen. Institute aller Größen nutzen intensiv das Angebot an konsolidierten IT-Leistungen und haben ihre IT-Strategie komplett auf den IT-Dienstleister ausgerichtet. Auf Basis virtualisierter Server und Storagekapazitäten stehen den Kreditinstituten mit dem roten S IT-Kapazitäten mit einer hohen Verfügbarkeit und geringen Fehlerquoten zur Verfügung. Eine zentrale Frage beim Thema Hochverfügbarkeit in Cloud-basierten Strukturen ist die nach der Begrenzung der Ausfallmenge im Fehlerfall. Dank einer durchdachten IT-Architektur sind Folgefehler durch Dominoeffekte ausgeschlossen. Damit einhergehend hat die FI ein umfangreiches Instrumentarium für die Überwachung der Betriebsbereitschaft und der Systemzustände eingeführt. Der IT-Dienstleister nutzt dazu beispielsweise eine eigenentwickelte App, die auf einer Deutschlandkarte mittels Ampelfarben etwa die Verfügbarkeit sämtlicher fachlichen Services in Sparkassen anzeigt. Bereits auf den ersten Blick ist ersichtlich, ob die Services einwandfrei arbeiten oder ob Störungen vorliegen.
Weiterentwicklung im Sinne der Wirtschaftlichkeit
Neben Sicherheit und Verfügbarkeit achtet die FI bei ihrer Cloud-Initiative auf eine nachhaltige Steigerung der Wirtschaftlichkeit. So bietet der IT-Dienstleister Sparkassen schon seit Jahren nutzungsabhängige Preismodelle für den Einsatz bankfachlicher Services und Hardwareressourcen. Auf dem Weg weitere Kosten zu senken orientiert sich die FI zurzeit weiter in Richtung Plattformunabhängigkeit. Der Provider zielt in seiner Strategie darauf ab, die Anwendungskomponenten weiter von der technischen Plattform zu lösen und die Anwendungen stärker „mobil“ hinsichtlich der Systemarchitektur auszurichten. Die Frage, ob Services zukünftig auf einer Mainframe, oder auf AIX- oder Linux-basierten Rechnern laufen, entscheidet dann noch stärker das beste Preis-/Leistungsverhältnis. Für die Sparkassen als FI-Kunde bedeutet dies, dass sie noch stärker an einer marktgerechten Preisentwicklung partizipieren, da durch die eingesetzten Technologien die Auslastung weiter erhöht werden kann und dadurch die Stückkosten sinken.
Im Zuge des kontinuierlichen Ausbaus berücksichtigt die FI stets die Anforderungen ihrer Kunden sowie deren Kunden. Dazu zählt aktuell insbesondere eine kanal- und geräteunabhängige Bereitstellung bankfachlicher Services. Die Fortentwicklung der Vertriebsanwendung der FI, OSPlus_neo, basiert daher auf einer modernen Web-Architektur, die ausschließlich Standard-Technologien wie etwa HTML5, CSS 3 oder JavaScript nutzt, so dass OSPlus_neo plattformunabhängig eingesetzt werden kann. Für mobile Endgeräte wird eine OSPlus_neo-Anwendung bei Bedarf um eine gerätespezifische Erweiterung ergänzt. Diese Erweiterung ermöglicht den Zugriff auf Gerätefunktionen im Sinne einer nativen App.
Cloud ist mehr als Technik
Nicht nur die technische Leistungsfähigkeit gilt es bei dem Paradigmenwechsel Richtung bankfachlicher Services zur beachten. Auch die Mitarbeiter der FI nehmen auf dem Veränderungsweg eine wesentliche Rolle ein. Die FI hat dementsprechend beispielsweise im Geschäftsbereich Client / Server bereits einen grundlegenden Veränderungsprozess initiiert. Dabei wurde in den betroffenen Abteilungen eine abgestimmte Führungskultur samt Leitbild etabliert und mit Leben gefüllt. Der Fokus hat sich weg von einzelnen Systemkomponenten hin zu den fachlichen Service verändert. Aufgabenstellungen und Kennzahlen sind folglich bankfachlich ausgerichtet und spiegeln damit die Erwartungshaltung der Finanzinstitute wider. Ziel des Veränderungsprozesses ist es, dass jeder Mitarbeiter im Geschäftsbereich Client / Server seine Aufgabe in der Weise erfüllt, um den Mitarbeitern in den Sparkassen ihre Arbeit zu erleichtern und den Kunden der Sparkassen einen bestmöglichen Service zu bieten. Diese veränderte Kultur der kundenorientierten Leistungserbringung findet auch weiter Einzug in wesentliche Teile der Wertschöpfungskette. So wird sie beispielweise in naher Zukunft auch die Arbeit der IT-Produktion maßgeblich prägen.
In der zunehmend digitalisierten Welt bringt der Einsatz der Cloud- Technologie für die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe weitreichende Vorteile. Unter der Einhaltung der zentralen Prämissen „Sicherheit, „Verfügbarkeit“ und „Wirtschaftlichkeit“ werden Fachabteilungen in die Lage versetzt, ihre Angebote und die Strategie den aktuellen Anforderungen anzupassen. Die FI hat hier weitreichende Weichenstellungen umgesetzt und wird ihr Angebot entlang der definierten Cloud-Strategie weiterentwickeln mit dem Ziel, ihre Stellung als Cloud Service-Provider für die Sparkassen-Finanzgruppe auszubauen.aj
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