Branchenkompass 2021: Digitaler Aufschwung bei Versicherern
In den vergangenen zwei Jahren haben die Versicherer in Deutschland deutliche Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht. Von der digitalen Basisarbeit in der Datenhaltung über verstärkte Nutzung digitaler Kommunikationskanäle bis hin zur Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle reicht das Spektrum der Maßnahmen, so der Branchenkompass 2021.
Einer der stärksten Treiber für die Digitalisierung in vielen Branchen waren die Lockdowns aufgrund der Covid-19-Pandemie. Um die Resilienz der Geschäftsprozesse künftig zu verbessern, müssen Daten digital zur Verfügung stehen, statt in Papierordnern zu lagern, die vom Home-Office aus nicht zu erreichen sind.Das ist nur eine der Erkenntnisse, die auch bei den Versicherern in Deutschland zu einem deutlichen Digitalisierungsschub geführt hat. Wie sich die Versicherungsbranche in diesem Punkt verändert hat, zeigt die Studie „Branchenkompass Insurance 2021“ von Sopra Steria, erstellt in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Grundlagen schaffen
Wie die Management- und Technologieberater feststellten, hat ein Gros der Versicherer in den vergangenen zwei Jahren stark in die digitale Basisarbeit investiert. So gehört eine integrierte Kundendatenbank bei den meisten zur digitalen Grundausstattung, die entweder bereits im Einsatz ist oder in Kürze in Betrieb genommen werden kann. In einer solchen Datenbank werden nun Kundendaten aus unterschiedlichen Kanälen und Versicherungssparten zusammengeführt.
Sie bildet die Grundlage für die digitale Kundenkommunikation sowie die Verbesserung der Produktlandschaft. Rund die Hälfte (52 Prozent) der zirka 530 Versicherer in Deutschland bietet seinen Kunden eine oder mehrere Apps zur Interaktion an. 2019 waren es 37 Prozent. Fast ebenso viele (51 Prozent) beraten bei Bedarf per Videochat. Das sind doppelt so viele wie vor zwei Jahren.
„Die Investitionen in die kanalübergreifende Sicht auf die Customer Journey und die einfache Kommunikation via Video, Chat oder App haben vielen Versicherern bereits Vorteile verschafft. Sie können so beispielsweise Schäden von Flutopfern schneller regulieren als mit ihren traditionellen Geschäftsprozessen, die noch viel Schriftverkehr vorsehen.“
Kai-Uwe Reiter, Leiter Insurance Consulting bei Sopra Steria
Digitale Geschäftsmodelle auf dem Vormarsch
Ein weiterer Effekt der Digitalisierung, so der Branchenkompass: Das Geschäftsmodell des „Zahlers in der Not“, das immer weniger zum Wachstum der Versicherungsunternehmen beitragen kann, wird um neue Möglichkeiten ergänzt. Stattdessen wird Prävention auf Basis von Sensortechnologien und dem Einsatz von Machine-Learning-Verfahren zunehmend wichtiger als Umsatzbringer. Die klassische Präventivberatung, beispielsweise zur Vermeidung von Umweltschäden in der Betriebshaftpflichtversicherung, könnte durch datengetriebene Dienstleistungen wie sensorbasierte Warnungen oder Entscheidungen erweitert werden, so das Fazit der Sopra-Steria-Experten.
Ein frühes Beispiel lieferten die Telematiktarife bei Kfz-Versicherungen, bei denen das von Sensoren gemessene Fahrverhalten den Beitrag bestimmt. Dieses Prinzip der datengetriebenen Entscheidungen lasse sich mit Hilfe des Internets der Dinge (IoT) auf nahezu jedes Gut übertragen, erläutert Kai-Uwe Reiter. So beispielsweise auf den Gebäudeschutz, wie bei der Anwendung des Fintechs Luko. Hier überwachen Sensoren beispielsweise Sensoren Türen, Wasserleitungen und Stromzähler, um Brände, Überschwemmungen oder auch Einbrüche zu entdecken beziehungsweise zu verhindern.
Branche ist zuversichtlich
Knapp die Hälfte der Versicherer ist überzeugt: Die aktuellen und kommenden digitalen Geschäftsmodelle werden nicht erst in ferner Zukunft Gewinne abwerfen. 44 Prozent der Befragten rechnen bis 2023 mit einem deutlichen Relevanzgewinn komplett digitaler Produkte. Von einem radikalen Umschwenken auf rein digitale Geschäftsmodelle sei in absehbarer Zeit allerdings nicht in großem Umfang auszugehen, so das Fazit der Studie.
Der Branchenkompass Insurance 2021 ist für 75 Euro bei Sopra Steria und im Webshop des F.A.Z.-Instituts zu erhalten. Einen Auszug stellt die Management- und Technologieberatung kostenlos auf ihrer Website zum Download bereit. hj
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