STUDIEN & UMFRAGEN25. Mai 2021

Online-Finanzdienstleistungen: Nutzung und Kundenvertrauen nehmen weiter zu

Khakimullin / Bigstock

Eine aktuelle Studie des Zahlungsdienstes Stripe belegt, dass 58 Prozent der Deutschen in der Pandemie in gleichem Maße oder mehr als bisher auf digitale Finanzdienstleistungen setzen. Allerdings ist Deutschland hier im europäischen Vergleich noch immer etwas hinterher, auch wenn das Vertrauen in digitale Dienste und Online-Finanzdienstleistungen weiter zunimmt. 

Zusammen mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov hat die Payment-Plattform Stripe in verschiedenen Ländern untersucht, inwieweit die Corona-Pandemie die Nutzung digitaler Finanzdienstleistungen verändert hat. Über die letzten Jahre haben FinTechs den europäischen Finanzmarkt von Banking über Versicherungen bis hin zu internationalen Geldtransfers und Investments grundlegend verändert; gleichzeitig haben etablierte Finanzunternehmen zahlreiche neue digitale Produkte auf den Markt gebracht, die in Kooperation mit diesen Start-ups erfolgten. Durch die Pandemie ist die Nachfrage der Konsumenten nach digitalen Finanzdienstleistungen klar gestiegen. Dabei setzen Europas führende FinTechs sowie Banken und Versicherungsunternehmen oftmals auf Infrastrukturanbieter wie den Paymentdienstleister Stripe.

In den vergangen zwei Jahrzehnten haben die Finanzkrise, die Verbreitung von Smartphones, das Aufkommen neuer technischer Infrastruktur und der Plattformökonomie mit ihren zahlreichen APIs sowie seit letztem Jahr die Corona-Krise mit der Schließung lokaler Bankfilialen das Aufkommen digitaler Lösungen beschleunigt. 58 Prozent der Befragten in Deutschland nutzten und nutzen während der Pandemie digitale Finanzdienstleistungen mehr als noch zuvor oder zumindest im gleichen Umfang. Insgesamt liegt Deutschland damit hinter den Entwicklungen in anderen Märkten etwas zurück. Nur Berlin (69 Prozent) liegt deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt und kann international mithalten.

Bemerkenswert aber auch: Im europäischen Vergleich ergab die Studie außerdem, dass der Anteil der Deutschen, die noch nie eine digitale Finanzdienstleistung in Anspruch genommen haben, weiterhin sehr hoch ist. Während in Großbritannien nur 21 Prozent noch keine derartigen Dienste und Produkte wahrgenommen haben, gaben 34 Prozent der Befragten in Deutschland an, bisher auf digitale Dienstleistungen im Finanzbereich verzichtet zu haben.

Deutsche vertrauen FinTechs vergleichsweise viel

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Dabei attestierten die Befragten in Deutschland FinTechs eine deutlich höhere Vertrauenswürdigkeit als zum Beispiel die Befragten in Frankreich. Dem globalen Durchschnitt (51%) entsprechend würden 50 Prozent der Befragten in Deutschland bei der Verwaltung ihres Girokontos FinTechs im gleichen Maße oder mehr vertrauen als traditionellen Finanzinstituten. Nur 36 Prozent der französischen Befragten hingegen gaben an, dieses Vertrauen zu haben.

Trotzdem würden nur 26 Prozent der befragten deutschen Verbraucher generell in Erwägung ziehen, ihre Konten zu einer vollständig digitalen Bank ohne Filialen umzuziehen. Damit liegt Deutschland etwa im globalen und europäischen Durchschnitt von jeweils 25 Prozent. Insgesamt befragte YouGov 8.388 Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Australien, Singapur und Japan. Die Zahlen wurden gewichtet und sind repräsentativ für die Gesamtbevölkerung über 18 Jahren.

Die Senkung der Eintrittshürden und Kosten für Produktentwicklung war ein entscheidendes Kriterium für den zunehmenden Erfolg europäischer FinTechs. Ein zentraler Treiber in diesem Kontext war die Infrastruktur für den Zahlungsverkehr. Europas ehrgeizigste FinTechs bauen auf neue Infrastruktur und schnittstellenbasierte Dienste, die die Komplexität reduzieren und programmatische globale Geldbewegungen ermöglichen sollen. Unternehmen wie Stripe haben hier in der Vergangenheit profitiert. Der Dienst unterstützt viele von Europas führenden FinTechs und InsurTechs, so beispielsweise N26, Monzo, Bunq, Curve, Starling, Lemonade und Remitly. Aber auch lang etablierte Unternehmen wie AXA oder die Allianz setzen auf Stripe als Infrastrukturpartner.

Vertrauen in Unternehmen ausschlaggebend für Akzeptanz digitaler Services

Stripe

Das Potenzial für digitale Finanz- und Versicherungsdienstleistungen in Europa ist enorm, und zwar sowohl für FinTechs als auch für lang etablierte Finanzunternehmen. Wo die einen schneller in der Produktentwicklung und Abbildung von Kundenbedürfnissen sein mögen, genießen die anderen lang aufgebautes Vertrauen, was gerade in dieser Branche entscheidend ist.“

Marcos Raiser do Ó, Head of DACH and CEE bei Stripe

Dennoch ist der Weg für die FinTech-Akzeptanz noch vergleichsweise weit. Denn trotz des Anstiegs der Akzeptanz zeigt die Umfrage auch, dass junge Unternehmen das Vertrauen der Verbraucher noch weiter für sich gewinnen müssen. Etablierte Anbieter haben nach wie vor den Vorteil der Markenbekanntheit und des lang gewachsenen Kundenvertrauens im Vergleich zu den neuen Marktteilnehmern, und besonders in Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit zögern Verbraucherinnen und Verbraucher, den Anbieter zu wechseln.

Für Unternehmen der Finanz- und Versicherungswirtschaft bedeutet das, dass sie ihre gewachsenen Strukturen durch die Implementierung neuer Services ausbauen können. FinTechs und Zahlungsdienste sind hier insbesondere dann gefragt, wenn die jeweilige Implementierung einfach machbar ist und wenn sie gleichzeitig einen Mehrwert für den Kunden generieren können. Einfachheit und leichte Verständlichkeit der Services sind hier oberstes Gebot.tw

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