Finance 4.0: Multidimensionale virtuelle Wertschöpfungskette als Bank nahtlos abrechnen
Schuhe, Schrauben, Schränke – wir bestellen und bezahlen heutzutage im privaten Umfeld überwiegend auf digitalen Wegen. Und auch bei industriellen Einkaufs- und Abrechnungsprozessen läuft vieles digital, von der Bestellung des Rohmaterials über die Planung des entsprechenden Produktionsschritts bis zur Überweisung der Rechnungsbeträge. Gibt es das bestellte Material in vielen Farben und Qualitäten und ist seine Nutzungshäufigkeit sehr unterschiedlich, wird der Prozess entsprechend komplexer. Moderne Abrechnungssysteme helfen dabei, die Komplexität stemmen, alle Bestandteile überblicken zu können und die Wertschöpfungskette an die Bank zu binden.
Lukas Lutz, Leiter des internationalen Industriegeschäfts bei GFT
Soweit, so gut. Wie sieht es nun aber aus, wenn nicht mit Metallen, Lacken und Schrauben, sondern mit Datenströmen Wertschöpfung betrieben wird? Wenn beispielsweise Daten unterschiedlicher Anbieter in ein System integriert und durch verschiedene Services ergänzt, ausgewertet und weiterverarbeitet werden? Gibt es sie bereits, die komplette virtuelle Wertschöpfungskette für digitale Datenprodukte? Vorstellbar wäre es:Ein Anbieter vernetzt beispielsweise die Maschinen und Anlagen eines Betriebs, integriert außerdem Business-Anwendungen, steuert alles über eine zentrale Plattform, lädt in diese auch ergänzende Services wie Stauinfos, Wetterprognosen, Rohstoffpreise oder spezielle Auswertungstools und lässt das System mittels KI-Komponenten autonom arbeiten. Immer mit dabei: Eine Anwendung, die die Vertragsbedingungen mit allen Datenlieferanten kennt, die Frequenz der Datennutzung trackt und …
… die dafür anfallenden Gebühren selbstständig mit der Bank abrechnet.”
Voraussetzung, damit eine solche Integration reibungslos funktionieren kann, ist ein Billing Service, der im Stande ist, nicht nur eindimensionale Transaktionen abzurechnen, sondern auch unterschiedlichste digitale Zulieferprodukte mit einzupreisen.”
Im System von GFT gibt es dafür einen Digital Twin des gesamten Prozesses – den sogenannten digitalen Prozess-Zwilling, der notwendige KPIs wie Aufrufe bestimmter Services oder finanzielle Einsparungen aufgrund digitaler Optimierungstools erfasst, verarbeitet und in das entsprechende Abrechnungstool einspeist. Dieses enthält eine Abbildungsvorschrift für das Mapping zwischen digitalen Wertströmen und zu berechnenden Kosten. Darin wird die jeweilige Rückmeldung über eine Servicenutzung mit einem bestimmten Preis und weiteren Abrechnungsregeln gekoppelt, so dass das System selbstständig die entsprechende Meldung an die Bank übermitteln kann.
Was definiert eine solche Abbildungsvorschrift typischerweise? Im Prinzip enthält sie nichts anderes als die Vertragskonditionen der Kunden mit den digitalen Zulieferern. Da relevante Nutzungs-, Verbrauchs- oder Kostendaten Bestandteil des digitalen Prozess-Zwillings sind und damit 1:1 der realen Nutzung entsprechen, können Abrechnungsinformationen zu bestimmten Zeiten mit frei definierbaren Regeln im System errechnet, als Datensatz ausgeleitet und an weitere Systeme übermittelt werden. Damit lassen sich nicht nur flexible Pay-per-Use-Modelle umsetzen, sondern auch Profit-Share-Modelle entlang der digitalen Wertschöpfungskette. Haben die beteiligten Serviceanbieter und die Kunden diesen Modalitäten zustimmt, ist nicht einmal mehr eine Rechnung nötig. Dann kann der Rechnungsdatensatz direkt in die Banking-Anwendungen einfließen – und der Prozess ist komplett durchdigitalisiert. Die Wertschöpfung im digitalen Wertstrom wird damit sogar flexibler und direkter abrechenbar, als es heute bei physischen Produktionsketten der Fall ist.
Hilfreich ist für solche Lösungen ein Software-Konzept, das die technische Integration der verschiedenen Player überschaubar, einheitlich und zuverlässig regelt. Im Fall von GFT nennt sich dieses Konzept „Model in the Middle“ und ist integraler Bestandteil der IoT-Plattform sphinx open online. Es koordiniert die Datenanbindung, Auswertung, Überwachung und Prognoserechnung in einem zentralen Modell. Die zugrundeliegende Architektur vernetzt die digitalen Prozess-Zwillinge aller Datenlieferanten bidirektional, so dass sie nicht nur Daten senden, sondern auch aus diesen Daten abgeleitete Optimierungsbefehle empfangen und ausführen können. Dank offener Schnittstellen lassen sich an das System interne Leittechnik- oder Controlling-Anwendungen genauso anbinden wie externe Dienste für Preisinformationen, Energieprognosen, Wettbewerbsinformationen, Bezahlservices und vieles mehr.
Das Model in the Middle bildet dabei den Querschnitt der beteiligten Ebenen ab. Da ist zum einen die vertikale Ebene – also die Nutzungsdaten, die von den angeschlossenen Geräten und Usern erzeugt werden. Dank des Model in the Middle müssen für ihre Erfassung nicht diverse unterschiedliche Systeme miteinander sprechen, sondern alles wird zentral zusammengeführt. Der Wertschöpfungsprozess stellt die horizontale Ebene dar:
Wie auch bei physischen Produkten entsteht in der Datenwelt aus verschiedenen Bestandteilen ein definierter Endkunden-Nutzen durch digitale Services und Produkte – und am Ende dieser Wertschöpfungskette steht die Bezahlung.”
Da der Prozess-Zwilling kontinuierlich analysiert, welche Daten welche Abrechnungsszenarien nach sich ziehen, kann jederzeit der kommerzielle Prozess der Bezahlung angetriggert werden. Ganz autonom und in direkter Zusammenarbeit mit der Bank. Das schafft ganz neue Möglichkeiten der Kooperation – für Industrieunternehmen, Banken und ein wachsendes Ökosystem an zusätzlichen Nutzbringern.Lukas Lutz, GFT
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