Open-Banking-Plattformen: Mehr als nur die Chance auf neue Ertragsquellen!
Von Open Banking profitieren nicht nur FinTechs. Etablierten Finanzinstituten bietet dieses Modell – als zentraler Akteur in den entstehenden Ökosystemen – die Chance auf neue Ertragsquellen. Einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren ist dabei die Zusammenarbeit mit Drittanbietern. Das ermöglicht ein umfangreiches Angebot neuer Produkte und Services innerhalb einer kurzen Time-to-Market. Die technischen Voraussetzungen sind bereits jetzt vorhanden.
von Florian Hartmann und Georgios Volovotsis, PPI
Kundenmonopol war gestern, die Realität von heute heißt Open Banking!Der Zugang von dritten Parteien zu Kunden- und Transaktionsdaten hat den Markt für Finanzdienstleistungen grundlegend verändert. Es wäre aber falsch, dies seitens der etablierten Institute ausschließlich als Bedrohung wahrzunehmen.”
Denn richtig gehandhabt kann die von der PSD2 verordnete neue Offenheit eine große Chance sein. Nämlich dann, wenn Banken als zentraler Akteur in Ökosystemen rund um Open-Banking-Plattformen mit branchenübergreifenden Angeboten auftreten.
PPI hat im Rahmen der Studie „Open-Banking-Plattformen“ sieben Anbieter im deutschsprachigen Raum zu deren Markteinschätzung, technischen Aspekten der Plattformen sowie bereits in den Plattformen integrierten Modulen beziehungsweise bestehenden Partnerschaften zu Drittanbietern befragt. Dabei hat sich gezeigt: Was die Modulvielfalt betrifft, steht Open Banking bisher am Anfang, weshalb sich diese Studie auf klassische Banking-Module beschränkt. Für die schnelle Weiterentwicklung des bankeigenen Produkt- und Serviceangebots sind Drittanbieter elementar. Neben Application Programming Interfaces (API) für Open Banking bieten die untersuchten Plattformen optional bereits vorhandene Module beziehungsweise Partnerschaften mit Drittanbietern.
Ein Ergebnis der Studie: 48 Prozent der abgefragten und schon in Plattformen eingebundenen Module stammen von Drittanbietern. Diese wären zudem in der Lage, 57 Prozent der noch nicht in die jeweilige Plattform integrierten Module kurzfristig anzubinden. Das verdeutlicht die entscheidende Rolle von Partnerschaften innerhalb einer Open-Banking-Strategie. Entsprechend breiten Raum in der Untersuchung des Hamburger Beratungs- und Softwarehauses bekommt die Anbindung mittels API.
Schnittstellen out of the box
Eine kurze Time-to-Market ist einer der größten Vorteile von Open-Banking-Plattformen. Nichtsdestotrotz kann die Anbindung externer Module an die jeweilige Plattform einige Zeit in Anspruch nehmen. Dementsprechend sind die Anbieter bestrebt, diesen Prozess so schnell wie möglich zu gestalten. Es gibt daher vielfältige Hilfestellungen für die Entwicklung gegen die Schnittstellen und es werden – soweit machbar – etablierte Standards verwendet. So sind bei den für die Studie befragten Anbietern diverse Arten von Webservice-Schnittstellen out of the box integrierbar. Alle ermöglichen die Anbindung von REST-Schnittstellen (Representational State Transfer). Diese werden hauptsächlich für Machine-to-Machine-Kommunikation verwendet und ihr Datenaustausch basiert auf HTTP-Requests. Mehr Möglichkeiten zum API-Aufbau bei etwas größerem Aufwand bieten SOAP-Schnittstellen (Simple Object Access Protocol), die bei drei Anbietern nutzbar sind. Zwei Studienteilnehmer bieten auch die serienmäßige Anbindung einer WSDL-API (Web Services Description Language) zur Funktionsdefinition der Webservice-Schnittstelle.
Umfangreiche Entwicklerportale
Um die Programmierer während der gesamten Entwicklung zu begleiten und gegebenenfalls Hilfestellungen leisten zu können, betreiben alle Plattformanbieter ein Entwicklerportal. Dort existieren How-to‘s mit technischen Anweisungen zur Anbindung neuer Module an die vorhandenen Schnittstellen. Umfangreiche Dokumentationen mit Details zu Struktur und Aufbau der jeweiligen Schnittstelle sind hier ebenfalls einsehbar. Die Mehrheit der im Rahmen der Studie befragten Plattformanbieter stellt auch Videos und Tutorials zu den Plattformen zur Verfügung. Ebenfalls häufig anzutreffen sind Wikis, mit denen die Entwickler ihr Wissen miteinander teilen können. Je nach Anbieter kommen noch umfangreiche FAQs, ein Testsystem für die generierten APIs oder ein Community Tab zur Förderung des Austauschs unter den Entwicklern hinzu.
Zugangsregelung über Registrierungsprozess
Neben der oben beschriebenen Unterstützung dienen die Entwicklerportale auch dem Schutz der offenen Schnittstellen. Entwickler können erst auf die hier vorhandenen Tools und Informationen zugreifen, wenn sie einen Registrierungsprozess durchlaufen haben. Diese Limitierung kontrolliert den möglichen Zugang zum Ökosystem der Bank und garantiert die sichere Nutzung. Außerdem sehen alle Anbieter eine Rollenvergabe innerhalb des Portals vor, die die Lese- und Anpassungsrechte des Benutzers abhängig von Entwicklungsstand der API und vertraglichen Gegebenheiten beschränkt. Das vereinfacht und zentralisiert das Partnermanagement, garantiert die Einhaltung der Sicherheitsstandards und schützt die Kundendaten. Eine finale Prüfung der entwickelten Module durch den Plattformbetreiber ist obligatorisch.
Entwicklungsunterstützung
Autor Florian Hartmann, PPI Florian Hartmann ist Senior Consultant Banken mit Schwerpunkt Digital Banking bei PPI (Webseite). Er ist seit mehr als zehn Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche tätig. Seine Beratungsschwerpunkte liegen im Bereich der Prozessoptimierung und -digitalisierung sowie in den Themen Brokerage und Baufinanzierung.
Zur Prozessoptimierung und Unterstützung der Entwickler bieten die Plattformanbieter diverse Tools an. Unter anderem stellen sie Software Development Kits zur Verfügung. Dabei handelt es sich um Sammlungen hilfreicher Ressourcen, wie zum Beispiel Dokumentationen, Programmierwerkzeuge und Bibliotheken, welche die Entwicklung gegen die APIs vereinfachen sollen.
Java als Programmiersprache ist hier die Regel, zusätzlich wird zumeist JavaScript oder Python unterstützt. Durch moderne, auf grafischen Benutzeroberflächen (englisch: Graphical User Interfaces, GUIs) aufsetzende Programmiertools, kann die Entwicklung einer Anwendung auch ohne die Nutzung herkömmlicher Programmiersprachen realisiert werden.”
Mit einer Ausnahme existieren entsprechende Möglichkeiten bei allen untersuchten Open-Banking-Portal-Anbietern. No-Code-Development setzt komplett auf GUIs und verwendet überhaupt keine herkömmlichen, textbasierten Programmiersprachen. Bei Low-Code-Development hingegen wird nicht ganz darauf verzichtet. Dabei wird durch Einsatz grafischer Methoden der Entwicklungsaufwand verringert, ohne jedoch vollständig auf textbasierte Programmiersprachen zu verzichten. Die Kombination aus GUI und herkömmlichen Entwicklungswegen erhöht den erreichbaren Detaillierungsgrad einer Anwendung. Neben No-Code/Low-Code stehen, je nach Anbieter, auch weitere Tools wie Frameworks und API-Designer zur Verfügung.
Sandboxen ermöglichen Tests unter produktionsnahen Bedingungen
Autor Georgios Volovotsis, PPI Georgios Volovotsis ist Consultant Banken mit Schwerpunkt Digital Banking bei PPI (Webseite). Er ist seit fünf Jahren in der Finanzdienstleistungsbranche tätig. Seine Beratungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Electronic Business und Sales & Customer Management.
Zur Optimierung des Integrations- und Testprozesses können den Entwicklern auch Developer Sandboxes zur Verfügung gestellt werden. Diese sind ein isolierter Bereich, in dem produktionsähnliche Gegebenheiten nachgestellt sind. Hierdurch können Softwaretests unter Realbedingungen laufen. Es handelt sich hierbei um eine geschlossene Testumgebung.
Fazit
In der Gesamtschau wird klar, dass die Anbieter alles dafür tun, die Entwicklung gegen die Schnittstellen ihrer Plattform so einfach wie möglich zu halten. Dies entspricht ganz der Marktentwicklung, denn damit wird auch die Entwicklung branchenfremder Module für Drittanbieter im Rahmen einer Beyond Banking Strategie deutlich einfacher und attraktiver. Denn auch wenn die bereits auf den Plattformen verfügbaren Module vorwiegend aus dem Bereich der klassischen Bankprodukte kommen, sind doch erste Tendenzen darüber hinaus erkennbar. So existieren erste digitale Steuerberater genauso wie Versicherungs-, Vertrags- und Gutscheinmanager. Da die technischen Voraussetzungen vorhanden sind, dürfte die Anzahl der verfügbaren Module von Drittanbietern in den kommenden Jahren deutlich steigen und dem Erfolg von Open Banking in dieser Hinsicht nichts im Weg stehen.Florian Hartmann und Georgios Volovotsis, PPI
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