MEINUNG & STRATEGIE25. Februar 2015

Schöne neue Mobile-Payment-Welt: Ja wo ist er denn, der Mehrwert?

Nadja Schlössel PASS Consulting Group
Nadja Schlössel, PASS Consulting GroupPASS Consulting Group

Apple Pay, MyWallet, SmartPass, Google Wallet in der zweiten Auflage und bald auch LoopPay (Samsung) sowie viele größere oder kleinere Anbieter mehr. All jene versuchen, die Konsumenten zum Bezahlen mit ihrem Smartphone zu bewegen, um ein Stück vom finanziellen Kuchen zu bekommen. Dieser Kuchen ist aber nur dann lohnenswert, wenn er auch groß genug ist. Ist er das?

von Nadja Schlössel, PASS Consulting Group

Aus meiner Sicht, Stand 25.02.2014, 11 Uhr und 37 Minuten: Nein. Der Kuchen an sich ist natürlich groß genug. Der Zahl-Kuchen. Klar, jeder kauft dauernd irgendetwas. Mein letzter Einkauf ist gerade mal gut anderthalb Stunden her. Ein Brötchen an einem Bäckermobil, das ich in schöner Regelmäßigkeit besuche. Um dort auch ein Brötchen zu erhalten, muss ich Bargeld haben. Ja, Bargeld – schöne alte Payment-Welt. Wenn ich keines habe, bekomme ich nichts. Es sei denn, ich leihe mir Geld. Das könnte ich dann über Dienste wie z.B. Lendstar direkt mit meinem Smartphone an den netten Geldgeber zurückgeben. Schöne, praktische digitale Payment-Welt.

Nun aber zurück zu Apple Pay und Co. Klar macht es Apple mal wieder clever. Nutzt die vorhandenen iTunes-Accounts und hüpft damit galant über die Registrierungshürde. Das macht es für Kunden einfach, den Dienst auch zu nutzen. Vorausgesetzt natürlich, dieser verfügt über ein geeignetes Endgerät. Sonst geht leider auch überhaupt nichts.

Autorin Nadja Schlössel
Nadja Schlössel kam nach ihrem Masterstudium Industrial Sales and Innovation Management und einer langjährigen studentischen Tätigkeit am Lehrstuhl für Marketing der HTW Berlin zu PASS. Innerhalb des Bereichs Business Studien & Strategien ist sie als Beraterin u.a. für den gesamten Marktforschungsprozess der PASS Online-Studien, von der Konzeption und methodisch-inhaltlichen Entwicklung bis hin zur Erstellung der Studie mitverantwortlich. Mit ihrem Marketing- und Marktforschungs-Know-how berät sie Kunden im Rahmen von Benchmarks auf der Grundlage der Studien zu Themen rund um die Webseiten und den Online-Vertrieb unter anderem im Finanzdienstleistungssektor.

Hässliche neue Mobile-Payment-Welt

Hässliche neue Payment-Welt? Die Fans des Smartphones als Bezahlzentrale dürften sich aktuell noch in engen Grenzen halten. Denn, was fehlt, um das Smartphone wirklich attraktiv für das Bezahlen zu machen? Es fehlt der berühmte Mehrwert für den Kunden. Der ist aktuell schlichtweg nicht existent. Fakt.

Man zeige mir bitte eine Kassenschlange, die durch mobiles Bezahlen kleiner wird. Ich bin nicht schneller, nicht sicherer. Es ist nicht komfortabler. Im Gegenteil! Der geneigte Smartphone-Besitzer – zumindest der durchschnittsdeutsche – wird skeptisch sein. Auf mehreren Ebenen. Er dürfte sich fragen: Ist das sicher? Kann ich diesen Unternehmen meine Bankdaten anvertrauen? Möchte ich online sein, während ich bezahle? Wo gehen meine Daten dann hin? Was passiert, wenn mein Akku platt ist? Das passiert durch die energiehungrigen Geräte heute mehr als schnell. Dann brauche ich doch ohnehin wieder meine Karte oder das gute alte Bargeld. Ein endloser Zirkel… Das finden Sie zu kritisch? Die Euphorie hallt noch in Ihren Ohren?

Die einzige mit kritischen Gedanken zum Payment-Hype bin ich nicht – in “Liebe Mobile-Payment-Anbieter: Ihr habt es versiebt!” stellt auch Maik Klotz die schöne neue Payment-Welt aktuell in Frage.

Schöne neue mobile Payment-Welt

Dieser Zirkel findet dann ein Ende, wenn der Konsument einen echten Wert im Bezahlen mit seinem Smartphone entdecken kann. Die Unternehmen aufhören, Payment nur aus der Anbieter-Perspektive zu sehen, und den Kunden dabei aus den Augen zu verlieren. Bislang wollten Unternehmen wohl eher nur dabei sein, statt mittendrin. Mittendrin im Kundenmehrwert. Es gilt also, die schönen technischen Möglichkeiten aus der Isolation der vom Kunden empfundenen Bedeutungslosigkeit zu befreien. Dem mobilen Bezahlen echte Mehrwerte zu verschaffen, empfundene Sicherheit zu erhöhen und zu guter Letzt in Deutschland nicht auf die Kreditkarte als hinterlegtes Zahlungsmittel zu setzen.

style photographs/bigstock.com
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Dem Kunden dürfte ziemlich egal sein, welche schöne neue Technik drin steckt. Ob die nun NFC oder wie-auch-immer heißt. Sie muss dem Kunden einen realen Mehrwert bringen. Wenn wir durch das Bezahlen via Smartphone und exklusiv nur damit, beispielsweise in keiner Kassenschlange mehr stehen müssten. Die Großen und Mächtigen der Mobile-Payment-Szene wie Apple oder Samsung könnten mit Kooperationen oder eigener Technologie auch hardwareseitig dafür sorgen, dass der Kassierer oder die Kassiererin im Supermarkt bald der Vergangenheit angehören kann. Dazu kann RFID oder eine andere kontaktlose Datenübertragungstechnologie genutzt werden. Und der Push könnte von einem der Großen am Markt auch durchgesetzt werden. Wenn, ja wenn diese Möglichkeit dann ausschließlich mit dem Smartphone zur Verfügung stünde… Dann wäre er da, der echte Mehrwert. Ein Geschenk an Lebenszeit. Ein wahrhaftiger Mehrwert.

Dann wird das auch was, mit der schönen neuen Mobile-Payment-Welt.

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