Bundesbank drängt zu Eile bei europäischem System für mobiles Bezahlen
Bundesbankvorstand Burkhard Balz hat sich für die zeitnahe Schaffung eines europäischen Systems für Mobile Payment ausgesprochen. Gerade die Coronakrise zeige, dass mobiles Bezahlen an der Ladenkasse mehr als fällig sei. Balz erklärte, er wünsche sich angesichts der Konkurrenz aus den USA und China mehr Tempo in der Umsetzung.
Gerade die aktuelle Krise zeige auf, wie wichtig eine europäische Unabhängigkeit und Systemsouveränität sei. Eine Initiative für ein europäisches mobiles Bezahlsystem und eine bargeldlose P2P-Payment-Lösung sei überfällig. „Manchmal erscheint es mir, als ob manche erst jetzt aufwachen. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich gerade an dieser Stelle die Krise als Chance auswirkt”, erklärte Bundesbankpräsident Balz gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.Die Bundesbank beobachtet einen Trend hin zu kontaktlosem Bezahlen am POS – einerseits aus praktischen Erwägungen, andererseits aus Hygienegründen. Besonders hygienisch ist das freilich nur mit einem Bezahlverfahren, bei dem der Kunde seine PIN nicht über ein am POS befindliches Gerät eingeben muss, sondern entweder gar nicht oder über das eigene Mobilgerät die Zahlung quittiert. In diesem Zusammenhang macht sich die Anhebung der PIN-losen Bezahlvorgänge auf 50 Euro positiv bemerkbar.
Kunden zahlen in der Coronakrise mehr kontaktlos
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang einerseits ein Lernprozess bei den Kunden, andererseits aber auch beim Kassenpersonal, das zunehmend souveräner mit bargeldlosen Bezahllösungen umzugehen scheint. Bis es die eierlegende Wollmilchsau für Online und Offline, mobiles Bezahlen und P2P-Payment gibt, dürfte indes noch etwas Zeit ins Land gehen. Dass die Deutsche Kreditwirtschaft an einer Lösung arbeitet, die alle zufriedenstellen könnte, ist seit letztem Jahr bekannt – wie viel sich bereits getan hat, verraten die Beteiligten dagegen allenfalls gerüchteweise.
Die Grundlage dafür kann neben der PSD2-Richtlinie auch das im Sepa-Raum eingeführte Instant Payment sein. Klar ist aber, dass bis auf Weiteres vor allem die Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard, aber auch Apple, Google und Paypal den Ton angeben werden. Wie sich die Bundesbank insgesamt bei diesem Thema aufstellt, hat sie ohnehin kürzlich im Rahmen eines Positionspapiers deutlich gemacht.
Auch Bundesbanker Balz hatte bereits im November erklärt, das Jahr 2020 werde zum Schlüsseljahr für den europäischen Zahlungsverkehr, man müsse „mehr Europa wagen“.
Wir brauchen eine europäische Alternative, um fairen Wettbewerb aufrecht erhalten zu können. Wir müssen uns auf unsere eigenen Stärken besinnen. Wir dürfen nicht nur Zeuge der „Zeitenwende im Zahlungsverkehr“ sein, sondern müssen diesen Markt weiter aktiv gestalten.“
Burkhard Balz, Vorstand Bundesbank
Klar ist aber auch, dass alleine schon das deutsche Bankensystem mit seinen zahlreichen Akteuren alles andere als einig ist, wie eine solche Lösung aussehen kann. Zählt man dann alleine die anderen westeuropäischen (etablierten) Aufsichtsbehörden hinzu, wird deutlich, welche große Aufgabe sich die Bundesbank hier vorgenommen hat. Doch in der Tat könnte die Coronakrise dazu beitragen, dass die Bundesbürger ihre Scheu vor bargeldlosen Bezahlverfahren etwas ablegen.
Doch unter den Gesichtspunkten der Schnelligkeit, Einfachheit und unter Berücksichtigung des Kostenfaktors gibt es, das hat die Bundesbank im vergangenen Jahr ermittelt, eigentlich keinen eindeutigen Gewinner. Zumindest mittelfristig ist der deutsche Handel daher gut beraten, wenn er einerseits die bestehenden Bezahlvarianten weiterhin anbietet und dazu die entsprechenden bargeldlosen Varianten weiter fördert. tw
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