FINOVATE EUROPE 201518. Februar 2015

London: FinTech reift und ist nicht mehr ganz so sexy

Hartmut Giesen, Sutor Bank, NextFin
Hartmut Giesen
Auf der Finovate Europe 2015 hat sich ein Trend fortgesetzt: Disruptives war eher nicht zu sehen. Viel mehr ging es um schönere Oberflächen (UX), einfachere Customer-Onboarding-Lösungen, Dashboards für Investoren und Berater. Startups waren unter den Präsentatoren eher selten, ihre Mehrzahl trat für etablierte Technologie-und Service-Anbieter an, die mit Innovationen für Banken am Start waren. Der Event-Bericht.

von Hartmut Giesen, Sutor Bank, NextFin

Die Finovate gilt als größte FinTech-Innovationsshow schlechthin. Noch. Dennoch gibt es fünf gute Gründe, warum in London nur noch inkrementelle Innovationen zu sehen sind:

1. Startups haben heute mehr Möglichkeiten, ihre Pitches vorzutragen, als sie überhaupt wahrnehmen können. Das war vor zwei Jahren noch anders. Sie können fast jede Woche irgendwo vor Investoren antreten, wenn sie dies wollten, und sind nicht mehr darauf angewiesen, die Antrittsgelder für die Finovate zu zahlen. Diese Innovationsquelle fehlt der Finovate.

Auch wenn nicht mehr so viele neue Startups zu sehen waren - das Interesse war dennoch riesig.Hartmut Giesen, Sutor Bank, NextFin
Weniger Startups – riesen Interesse.Hartmut Giesen

2. Schon im letzten Jahr hat der Economist die rasende FinTech-Startup-Vermehrung als den „kambrischen Moment“ für diese Art von Unternehmensgründungen beschrieben. Damit sind auch vielleicht 90 Prozent potenzielle Fintech-Ideen auf dem Tisch. Was heute entsteht, sind Weiterentwicklungen und Variationen der Ur-Ideen. Und wer regelmäßig die Finovate besucht, hat dann eben alles schon mal gesehen. Fintech reift und wird weniger produktiv.

3.
Hohe Investitionen in FinTech und wenige FinTech-Innovationen sind kein Widerspruch. Sie sind ein weiteres Zeichen des Reifeprozesses. Die Investitionen summieren sich deshalb zu so hohen Summen, weil viele FinTechs schon bei der zweiten und dritten Finanzierungsrunde sind und mit entsprechend hohen Summen ausgestattet werden.

4.
Die allgemeine „Innovationshöhe“ bei der Finovate ist immer noch hoch. Meint: Wenn Insider einen Innovationsmangel beklagen, darf man nicht vergessen, dass aus der Perspektive des Banken-Alltags alles auf der Finovate Vorgestellte hoch-innovativ ist.

5.
Erstmals waren auf der Finovate Bitcoin-Startups am Start – und sie gehörten zu den innovativsten und erfrischendensten Präsentatoren. Das zeigt zweierlei: Bitcoin setzt sich weiter durch (auch Ripple-Anwendungen wurden übrigens gezeigt). Und wieder: Die Finvote ist nicht mehr die ersten Innovationsarena. Bitbond beispielsweise hat bereits mehrmals öffentlich gepitcht.

Autor Hartmut Giesen
hartmut-giesenHartmut Giesen, Gründer & Geschäftsführer der NextFin GmbH, unterstützt die Sutor Bank bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle. Dies umfasst das Business Development für die Sutor Startup-Plattform.

Finovate wird erwachen und überzeugt immer noch

Die Startup-Innovationen sind heute eher auf anderen Veranstaltungen wie der Exec I/O Finance und oder dem FinTech Forum DACH zu sehen. Wer sich jedoch über den FinTech-Stand der Dinge informieren möchte, der ist bei der Finovate immer noch auf der richtigen Veranstaltung. Grundsätzlich funktioniert das Format der Finovate noch. 80 Präsentationen von konkreten Innovationen bzw. Lösungen in zwei Tagen schafft immer noch eine Innovation-Total-Immersion-Erfahrung, wie man auf keiner anderen Veranstaltung erlebt.

Finovate ist nicht gleich Finovate

Neben der LondonerFinovate gibt es auch eine gleichnamige Veranstaltung in New York. Zwischen beiden gibt es einen großen thematischen Unterschied. Während es in New York einen klaren Schwerpunkt rund die Themen Anlegen, Investieren und Beraten gab, beherrschten in London die Bankoperativen Themen wie Onboarding, Know Your Customer, Omnichannel-Banking, Payment in allen Variationen die Veranstaltung. Je nach Ausrichtung ist deshalb New York die bessere Finovate-Wahl.

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