70 Prozent der Banken und Versicherer entwickeln mit agilen IT-Methoden wie Scrum oder Kanban
Sieben von zehn Banken haben IT-Entwicklungsprojekte in den vergangenen drei Jahren von klassisch auf agil umgestellt. Der wachsende Druck, unter dem die Geschäftsmodelle der Institute stehen, trägt mit dazu bei. Digitalisierung und Regulierung machen die Durchführung von Projekten komplexer und weniger vorhersehbar. Klassische Wasserfallansätze sind deshalb nicht mehr immer erste Wahl bei den Projektmanagern. Das sind Ergebnisse der Studie “Agile Methoden in Banken und Versicherungen” der PPI.
Die neue Studie untersucht, wie häufig und mit welchem Erfolg Banken und Versicherungen agile Methoden in IT-Entwicklungsprojekten einsetzen. Dazu befragte das IMR Institute for Marketing Research im Februar 2016 IT-Experten und -entscheider aus 35 Kreditinstituten und 30 Versicherungen.Digitalisierung fordert IT-Abteilungen stark heraus
Auf die IT-Abteilungen der Banken prasselt derzeit eine Masse digitaler Projekte ein. Beratung via Co-Browsing, Kontoeröffnung mit Smartphone und Video-Identifizierung sowie Online-Bezahlverfahren wie Paydirekt sind nur drei Beispiele von vielen. Die IT-Architektur der Banken muss dafür auf Mobile IT als auch auf Web-Plattformen umgerüstet werden. Kunden und Bankberater sollen zudem über alle Kanäle zuverlässig auf Services zugreifen können.
Die Kunden erwarten neue Dienste in Internetgeschwindigkeit, sprich: im Monats- oder Wochentakt. Das, plus die Vernetzung der Kanäle, macht die IT-Entwicklung erheblich komplexer. Die Projektbeteiligten müssen mit mehr Unsicherheiten zurechtkommen. Anforderungen können sich mehrmals ändern. Die Entwickler müssen darauf im laufenden Betrieb reagieren.”
Björn Balfanz, Studienleiter von PPIDie Flut regulatorischer Anforderungen leistet ebenfalls einen Beitrag, dass Banken beim Organisieren von IT-Projekten agiler werden müssen. Last-Minute-Änderungen sind bei regulatorischen Vorgaben keine Seltenheit. Inhalte regulatorischer Vorschriften stehen nicht von vornherein fest. Banken als Betroffene erhalten häufig die Gelegenheit, die Entwürfe zu kommentieren und im laufenden Verfahren Anpassungen durchzusetzen. “Klassische Projektvorgehensmodelle stoßen hier an ihre Grenzen”, sagt Björn Balfanz.
Digitalisierung und Regulierung führen zum Umdenken
Umdenken: Was für die Kunden gilt – gilt auch für die Projektorganisation bei den Banken. 37 Prozent der befragten Banken organisieren IT-Entwicklungsprojekte mittlerweile nach Scrum. 29 Prozent setzen auf Kanban. Beide Ansätze sorgen dafür, dass sich Softwarebestandteile auch zwischenzeitlich noch verändern lassen. Eine einsatzfähige Grundversion steht damit bereits nach Wochen zur Verfügung, nicht nach Monaten.
Die Banken läuten mit der Einführung agiler Methoden einen kulturellen Wandel ein. Ansätze wie Scrum und Kanban bringen ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Sie verlangen beispielsweise sich selbst organisierende Teams ohne klassische Führungskraft. Banken haben dagegen normalerweise hierarchische Strukturen.
“Zu lernen, wie agil gesteuerte Projekte ablaufen, sollten Banken nicht unterschätzen und sich Zeit nehmen”, sagt Björn Balfanz von PPI. Viele Institute haben diesen Kulturschwenk noch vor sich oder befinden sich mittendrin: 37 Prozent der befragten Entscheider schätzen ihre Projektteams als Scrum-Experten ein, 49 Prozent haben die erste Qualifizierungsoffensive hinter sich. Lediglich elf Prozent stehen gerade am Anfang, ihre Entwickler in agilen Methoden zu schulen.
Ein kostenfreier Download der PPI-Studie “Agile Methoden in Banken und Versicherungen” soll zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein. Eine
Präsentation weiterer Ergebnisse kann hier hier angefordert werden.aj
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