47. Bankenfachtagung: Mehr Innovationsgeschwindigkeit wagen, digitale Chancen, die Bank erlebbar machen
Datenschutz, Big Data, Wertschöpfungsnetzwerke und das Internet der Dinge beherrschten die 47. Bankenfachtagung von Diebold-Nixdorf in Rottach-Egern. 240 Fachteilnehmer folgten der Einladung unter dem Motto “Die digitale Chance – Bank neu erleben”. Der Event-Rückblick.
So wolkenverhangen wie die Berge rund um den Tegernsee Ende November waren, so verschleiert erscheint auch die digitale Zukunft der Banken. Doch in einem waren sich alle anwesenden Manager von Banken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einig:Wer sich nicht in Richtung Digitalisierung bewegt, braucht sich bald gar nicht mehr zu bewegen, weil er vom Markt verschwunden sein wird.”
Es gibt jedoch keinen Königsweg, jedes Institut muss seinen eigenen Weg finden. Bernd Hochberger, IT-Vorstand der Stadtsparkasse München, stelle Yomo vor (wir berichteten), das mobile Konto der Sparkassen. Zehn Pilotinstitute gehen damit derzeit im Pilotversuch live. In Berliner Szene-Lokalen hatten die Entwickler ihre Konto-App jungen potenziellen Kunden präsentiert – und dabei für die Bankenwelt völlig überraschende Ergebnisse gewonnen: Aussehen als Bezahl-Anreiz ist neu für die deutsche Bankbranche.
Ein Konto verkauft sich künftig über die Optik, nicht über Features. Sieht die App cool aus, dann lege ich das Handy gerne vor meinen Freunden auf den Tisch.”
Dr. Hochberger – Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse München
Die Digitalisierung lässt eine Abschottung des Marktes nicht mehr zu:
“Nullen und Einsen kennen keine Grenzen”
Klemens Skibicki, Professor für Economics, Marketing und Marktforschung an der Cologne Business School, provozierte mit seinem Vortrag: “Regionale Monopole wie die von Sparkassen und Volksbanken passen in eine digitale Welt nicht mehr rein.” Dem stimmte auch Diebold-Nixdorf-CEO Andy Mattes zu: “Nullen und Einsen kennen keine Grenzen, die Digitalisierung lässt eine Abschottung egal welcher Märkte nicht zu.”
Das Ende der Wertschöpfungskette
Eindringlich mahnte der Kölner Professor Skibicki, dass die Banken es sich nicht zu einfach machen sollten: “Digitalisierung erfordert, das eigene Unternehmen mitsamt Geschäftsmodell und Prozessen von Grund auf neu zu denken.” Zentrales Element ist für die der Abschied vom Denken in Wertschöpfungsketten. “Lineare Wertschöpfungsketten wird es nicht mehr geben, statt dessen Netzwerke, wo von allen Seiten Impulse kommen.” Vor allem warnte er davor, sein eigenes Verhalten zum Maßstab der künftigen Entwicklung zu machen.
Nur weil ich keine Selfies mag, heißt das ja nicht, dass andere dies nicht total toll finden.” … Und warum mache er selbst Selfies? … “Weil ich es kann!”
Professor Dr. Klemens Skibicki, Cologne Business School
Compliance auslagern
Ihr Geschäftsmodell bereits neu gedacht hat die Schweizer Post Finance. Peter Lacher, Mitglied der Geschäftsleitung, stellte Finform vor, mit dem das Unternehmen ins B2B-Geschäft eingestiegen ist. Mangels herkömmlicher Erlösquellen hatte Ende 2015 auf einer Serviette die Idee begonnen, sich dem Thema Compliance als Dienstleister für andere Banken zu widmen. Rund 40 Millionen Euro hat Post Finance seither in die Entwicklung gesteckt und im Juni 2016 ein Tochterunternehmen gegründet. Bereits im August waren die ersten beiden Kunden angeschlossen, die ihre Kontoeröffnungsprozesse komplett in die Hand Dritter gegeben haben. Allein für die Mutter Post Finance werden das rund 230.000 neue Konten pro Jahr sein.
Viele Banken rechnen ihre eigenen Prozesskosten falsch und haben keine Ahnung, was der Kontoeröffnungsprozess hausintern wirklich kostet.”
Peter Lacher, Mitglied der Geschäftsleitung der PostFinance AG
Die App hat eine derart einfache Infrastruktur, dass eine kleinere Bank innerhalb von nur vier Wochen angeschlossen werden kann. Interessenten kommen aus der ganzen Welt, aus Deutschland ebenso wie aus Singapur. “Wir behalten keine Daten auf unseren Servern, so können wir sie auch keinesfalls nutzen”, beschreibt Lacher. Das schaffe Vertrauen auf Bankenseite.
Banken besitzen höherwertige Daten
Das Thema Datenschutz und Datennutzung zog sich durch die gesamte Konferenz hin. “Banken besitzen höherwertige Daten als andere”, sagte beispielsweise Dr. Martin Setzer, der ehemalige COO und heutige Berater der Landesbank Baden-Württemberg. Finanzdaten seien etwas anderes als Metadaten eines Chats. Daher hätten Nutzer bei der Kommunikation von Finanzdaten auch ein höheres Schutzbedürfnis. Je offener IT-Systeme seien, umso schwieriger gestalte sich der Datenschutz. Doch an Offenheit gehe kein Weg vorbei, Netzwerken und Kooperationen gehöre die Zukunft. “Allein wird es keiner schaffen, aber offen zu sein, ist eine kulturelle Herausforderung für Banken”, betont Setzer.
“Big Data muss zu Smart Data werden”
Eine Herausforderung ist auch, was Banken und Sparkassen mit den Daten anstellen. “Google weiß weniger als Banken, macht aber deutlich mehr draus”, war ein eindringliches Statement von Stefan Bachmann, der bei Google Deutschland für Banking und Finance zuständig ist. In diese Kerbe schlug auch Holger Friedrich, Managing Director des Beratungshauses Core: “Big Data muss zu Smart Data werden.”
Diebold-Nixdorf: Internet der Dinge sichert Verfügbarkeit von Geldautomaten
Diebold Nixdorf CEO Andy Mattes stellte sich den Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vor und machte deutlich, dass das neue Unternehmen die Transformation in der Finanzindustrie mit hohem Innovationstempo maßgeblich mitgestalten wird. Selbst das Internet der Dinge ist für die Finanzbranche relevant. Diebold-Nixdorf beispielsweise setzt darauf im Rahmen der Verfügbarkeit seiner Geldautomaten.
Laut CEO Andy Mattes werde “Predictive Analytics” in Zukunft dafür sorgen, dass bereits bevor ein Geldautomat ausfällt, dasjenige Teil ausgetauscht werden wird, das kaputt zu gehen droht. “Die Maschinen sind voll mit Sensoren, die kontinuierlich Informationen liefern“. Wer diese Daten aggregiert und intelligent auswertet, kann Ausfälle von Geldautomaten komplett verhindern und Hochverfügbarkeit garantieren.
Weniger Hardware, mehr Software – auch das ist Digitalisierung
Wie sehr sich die Welt der Bankentechnologie verändert, machte Diebold-Nixdorf auch am eigenen Beispiel deutlich. CEO Andy Mattes beschrieb die Transformation des Unternehmens hin zum Software- und Services-orientierten Unternehmen. Mattes erklärte den Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die Branche maßgeblich mit Lösungen für den Connected Commerce verändern zu wollen. Maßgeblich sei dabei ein hohes Innovationstempo, das Diebold-Nixdorf nun mit gebündeltem Know-how und vergrößerten Ressourcen an den Markt bringen könne.aj
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/41097
Schreiben Sie einen Kommentar