4. Erhebungswelle der PPI: Die MiFID II-Umsetzung bei Banken pausiert – Institute fürchten höhere Kosten
Die Umsetzung der MiFID-II-Richtlinie bei Banken in Deutschland pausiert, weil der Starttermin auf Januar 2018 verschoben wurde. Doch statt die Umsetzung nun energisch voranzutreiben, konzentrieren sich die Banken stattdessen auf die Einschätzung der Folgeaufwände der neuen Regelungen. Mehr als neun von zehn Instituten erwarten hohe laufende Kosten und eine Veränderung des Vertriebskonzepts. Das zeigt die vierte Auflage der Bankenstudie “MiFID II Readiness“(990 Euro netto) der PPI.
Es sind noch 1,5 Jahre bis die MiFID-II umgesetzt sein muss – das scheint Banken und Sparkassen dazu zu bewegen, es jetzt ruhiger anzugehen. Doch das sei ein Fehler – sagt PPI. Bei Banken und Sparkassen wandert der Fokus zunehmend weg von der Vorbereitung hin zur Zeit danach. Die Umsetzung und Einhaltung der Richtlinie mit ihren Folgekosten macht den Instituten offenbar Kopfzerbrechen.Die Studie “MiFID II-Readiness – Stand der MiFID II-Umstellung in Banken” der PPI beschreibt den Status quo der Umsetzung der Finanzmarktrichtlinie MiFID II und zeigt strategische Handlungsoptionen auf. Im Mai 2016 wurden inzwischen zum vierten Mal MiFID-II-Verantwortliche aus 50 Kreditinstituten befragt.
Institute befürchten höhere laufende Kosten
Alle befragten Institute rechnen mit hohem Aufwand zur Anpassung der IT-Systeme als größte Konsequenz von MiFID II. 96 Prozent glauben an höhere laufende Kosten ab 2018. Die Schätzung haben sie im Vergleich zur Befragung im August 2015 nach oben korrigiert. 75 Prozent der Institute gehen davon aus, dass sich die Einhaltung der neuen Regeln für Beratungs- und Telefonprotokolle deutlich verteuern wird. Diese Einschätzung teilten 2014 und 2015 nur 56 Prozent. Mehr als jedes zweite Institut fürchtet die Folgekosten bei der laufenden Überprüfung der Eignung von empfohlenen Finanzprodukten. Sorge bereiten den Unternehmen zudem die höhere Frequenz, in der finanzmarkt- und anlegerspezifische Performance Reports in Zukunft erstellt werden müssen.
Aufwand der Richtlinie größer als Nutzen
Für viele Banken steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Denn die Entscheider in den Geldhäusern zweifeln an dem Erfolg der Richtlinie und fürchten Einschränkungen ihrer Geschäftsmodelle sowie den Wegfall von Einnahmequellen.”
Für viele Banken steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Denn die Entscheider in den Geldhäusern zweifeln an dem Erfolg der Richtlinie und fürchten Einschränkungen ihrer Geschäftsmodelle sowie den Wegfall von Einnahmequellen.”
Christian Appel, Partner bei PPI
Zwei Drittel der Befragten rechnen nicht damit, dass das verlorengegangene Vertrauen der Kunden durch die Einführung von MiFID II zurückgewonnen werden kann. 86 Prozent können in der neuen Richtlinie nur negative Auswirkungen und keinerlei Chancen in Form neuer Geschäftsfelder sehen. Und 43 Prozent sehen sogar konkret Einnahmequellen wegfallen. 93 Prozent der Befragten rechnen damit, dass MiFID II ab 2018 die Vertriebskonzepte durcheinanderwirbeln wird.
Produkte zu Festpreisen werden weniger, auch komplexe Produkte, wie Optionsscheine und Zertifikate sollen seltener angeboten werden. Denn für 94 Prozent der Institute haben die neuen Transparenzrichtlinien für komplexe Produkte eine kostenintensive Umstellung von Systemen und Prozessen zur Folge. Die höchsten Erlösausfälle erwarten die Institute durch die Einschränkung der Vertriebsprovision. Den bedeutendsten Aufwand für die Umsetzung transaktionsbezogener Anforderungen erwarten die Banken durch die Pflicht zur Aufzeichnung der Kommunikation bei Ordererteilung und der Einhaltung der neuen Transparenzanforderungen.Umsetzung aufgeschoben
Angesichts dieser Aussichten haben es die Banken und Sparkassen mit der Umsetzung nicht übermäßig eilig. Nachdem der Termin für die Anwendung der Richtlinie um ein Jahr verschoben wurde, pausiert jedes vierte Institut mit dem gesamten Umsetzungsprozess, 63 Prozent nehmen sich mehr Zeit für die Umsetzung. Seit der Erhebung vor neun Monaten haben die Banken ihre MiFID II-Readiness um lediglich fünf Prozentpunkte auf 27 Prozent verbessern können. Trotz Terminverschiebung liegen sie damit noch weit unter dem avisierten Soll-Wert von 55 Prozent.
Ohne Aufschub hätten sie jetzt bereits bei 80 Prozent stehen müssen. Das sollte den Verantwortlichen zu denken geben.”
Studienleiter Christian Appel von PPI.
Die Studie “MiFID II-Readiness” kann hier für 990 Euro angefordert werden. Sie ist im Gegensatz zu den Befragungswellen I bis III kostenpflichtig.aj
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