ARCHIV19. August 2014

Sparkassen-Veto: Noch keine Kaufabsicht für einen PayPal-Konkurrenten

Foto: Sinisa Botas/bigstock.com
Foto: Sinisa Botas/bigstock.com

Vergangenen Samstag meldete die WirtschaftsWoche “EXKLUSIV: Konkurrenz für PayPal – Sparkassen ziehen eigenen Online-Bezahldienst auf”. Verkürzt gesagt: die WiWo berichtet, dass die Sparkassen aus einem gemeinsamen Projekt mit Commerzbank, Deutscher Bank und den Genossenschaftsbanken aussteigen würde, um ein StartUp aufzukaufen und im Alleingang eine PayPal-Konkurrenz aufzustellen. Wir haben nachgefragt.

Stefan Marotzke (Pressesprecher des DSGV) relativiert den WiWo-Bericht erheblich. “Wir scheren mitnichten aus einer Kooperation aus, aber es wird alles geprüft.”

Stefan Marotzke, Pressesprecher und Leiter Gruppe Presse des Deutscher Sparkassen- und Giroverband
Stefan Marotzke, Pressesprecher und Leiter Gruppe Presse des Deutscher Sparkassen- und Giroverband

In der Deutschen Kreditwirtschaft herrscht Einigkeit, dass auf die Markt­heraus­forderungen im Internet reagiert werden muss. Die Sparkassen-Finanzgruppe prüft daher derzeit völlig ergebnisoffen unterschiedliche Ansätze. Dazu gehören auch die Entwicklung eines eigenen, oder die Übernahme eines bereits bestehenden Online-Bezahldienstes. Auch gemeinsame Lösungen werden weiter verfolgt. Entscheidend sind für uns die Sicherheit und Vertraulichkeit der Kundendaten. Daneben muss das Projekt betriebswirtschaftlich sinnvoll sein und letztlich in die Strategie der Gruppe passen.”

Bei der angesprochenen Lösung handele es sich um eine Initiative aus allen unterschiedlichen Lagern, in der nahezu alle großen Banken beteiligt seinen. Aber da der Markt in Bewegung sei, haben auch die Sparkasse erkannt, das gehandelt werden muss. Den Sparkassen sei besonders wichtig, dass Sicherheit und Vertraulichkeit der Kundendaten – bei welcher Art der Lösung auch immer – gewährleistet seien.

Bei der DK, die derzeit vom BVR geleitet wird, wird der DSGV bestätigt: “Die DK prüft zur Zeit wie auf Grundlage der bewährten Bankdienstleistungen die Wünsche von Kunden und Händlern nach hoher Zahlungssicherheit, ausgeprägter Benutzerfreundlichkeit und breiter Anwendbarkeit weiter entwickelt werden können.”, erläutert Steffen Steudel vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Im übrigen gäbe es bereits ein eingeführtes Bezahlverfahren, die Girocard, das man weiter ausbauen wolle.

Weiterentwicklung der girocard?

Die Äußerungen legen die Vermutung nahe, dass die DK also die Weiterentwicklung der girocard vorantreiben möchte, dabei aber noch extrem vorsichtig sein muss, da die Europäische Kommission ein Überaschungs-Ei für die Banken bereit hält: die Zahlungsrichtline PSD-II. Die neue EU-Richtlinie sei zwar erst im entstehen, werde aber für Banken mit hoher Wahrscheinlichkeit erhebliche Hürden für zukünftige Bezahlverfahren in Europa aufbauen. Auf diese Richtlinie wartet auch das Bundeskartelamt seit über zwei Jahren, das eine ausstehende Kölner Gerichtsentscheidung zu Bezahlverfahren im Internet (girogo v. Sofort AG) kassiert und auf Eis gelegt hat.

In diesem Spannungsfeld bewegen sich derzeit die Sparkassen: Einerseits wollen die Kunden Online einfach und schnell bezahlen – natürlich auch am POS; andererseits mahlen die Mühlen der EU-Kommission sehr langsam und behindern damit die Entwicklung der Banken und Sparkassen in ganz Europa.

Klar ist: Die zunehmenden Möglichkeiten mobiler Services und das starke Wachstum im Onlinehandel verändern auch die Kundenerwartungen an künftiges Bezahlen. Das zeigt auch die steigende Nutzung von Bezahlverfahren, die auf den Onlinehandel spezialisiert sind. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Wünsche von Kunden und Händlern nach hoher Zahlungssicherheit, ausgeprägter Benutzerfreundlichkeit und breiter Anwendbarkeit. Daran würden die genossenschaftlichen und privaten Banken arbeiten und weitere Einsatzmöglichkeiten der Bankdienstleistungen entlang der Kundenbedürfnisse prüfen.
Ein schwieriger Spagat für Banken und Sparkassen, die in jedem Fall Kundenvertrauen erhalten möchten, innovativ sein möchten, aber greifbare regulatorische Hemmnisse vor Augen haben.

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