Erschreckend: 40 Prozent der Bankvorständen fehlt jedes Technologie-Know-how, 6 Prozent kennen sich aus
Accenture verteilt mit der aktuellen Studie “Bridging the Technology Gap in Financial Services Boardrooms” eine Ohrfeige: Die wenigsten Vorstandsmitglieder und CEOs verfügen über einen Technologie-Hintergrund, mehr als 40 Prozent der Top-Führungskräfte in Banken haben keinerlei technologische Erfahrung. Und weiter: Nur sechs Prozent der Vorstandsmitglieder und drei Prozent der CEOs der weltweit größten Banken verfügen über Berufserfahrung im Technologiebereich. Zumindest deutsche Banken rangieren mit einem Anteil von 7,4 Prozent leicht über dem internationalen Durchschnittswert.
In einem Drittel der größten Institute kann das Top-Manager auf praxiserprobte Technologiekompetenz zurückgreifen, in 43 Prozent fehlt die Expertise ganz. In Zeiten der Digitalisierung könnte das zu einem ernsten Problem werden. „Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, benötigen die Vorstände zunehmend ein tiefes technologisches Verständnis“, sagt Markus Hamprecht, Geschäftsführer und Leiter Financial Services bei Accenture.
FinTech, IT-Sicherheit oder die technologischen Implikationen regulatorischer Änderungen – all dies sind Management-Fragen, die auf Vorstandsebene beantwortet werden müssen. Viele Bankvorstände verfügen jedoch schlicht nicht über die Kompetenzen, um solche Probleme umfassend zu beurteilen und daraus strategische oder Investitionsentscheidungen abzuleiten.“
Markus Hamprecht, Geschäftsführer Accenture
Im Rahmen der Studie untersuchte Accenture den beruflichen Hintergrund von 1.925 Führungskräften in 109 der weltweit größten Banken (gemessen an der Bilanzsumme). Darunter befinden sich 68 europäische Banken (davon 10 in Deutschland); 20 Banken in der Region Asien-Pazifik; 18 Banken in Nordamerika und drei Banken in Südamerika. Für Zwecke dieser Analyse definierte Accenture solche Vorstandsmitglieder als technologieerfahren, die in der Vergangenheit mindestens eine Seniorposition im Technologiebereich eines Unternehmens (z. B. als Chief Information Officer, Chief Technology Officer oder Chief Digital Officer) oder eine Seniorposition in einem Technologieunternehmen bekleidet haben.Einrichtung spezieller Technologieausschüsse auf Vorstandsebene
Viele Banken haben zwar verstanden, dass sie technologische Lücken schließen müssen, und bemühen sich um entsprechende Experten – auch für den Vorstand. Doch die Suche gestalte sich nicht einfach. Zudem reiche es nicht aus, ein oder zwei Technologieexperten im Management zu haben. Banken müssen die Kultur in ihren Führungsgremien verändern. Dazu brauchen sie einerseits technologisches Know-how und andererseits ein Verständnis für die Bedeutung von Technologie für die Bank der Zukunft.
Um der Herausforderung adäquat zu begegnen empfiehlt sich insbesondere die Einrichtung spezieller Technologieausschüsse auf Vorstandsebene. Ähnlich wie ein Risiko- oder Prüfungsausschuss könnte ein solches Gremium zusätzliche Expertise zur Verfügung stellen und den Vorstand bei technologischen Richtungsentscheidungen beraten. Aktuell verfügen jedoch nur elf Prozent der befragten Banken über ein solches Gremium. Auch regelmäßige Schulungen der Vorstände sind zielführend, um deren technologisches Gespür zu schärfen und bessere Entscheidungen zu ermöglichen.
„Zunächst müssen die Banken verstehen, inwiefern ihr Geschäft durch Innovation bedroht wird und welchen Einfluss Veränderung auf ihren dauerhaften Erfolg am Markt hat“, sagt Markus Hamprecht.
Banken benötigen insbesondere eine klare Innovationsagenda mit messbaren Zielen und einer Umsetzungsstrategie. Dabei nehmen die Vorstandsmitglieder eine Schlüsselrolle ein, die sie nur dann ausfüllen können, wenn sie die Lücke in Sachen Technologiekompetenz schließen.“
Die Studie “Bridging the Technology Gap in Financial Services Boardrooms” kann kostenlos per E-Mail bei francois.luu@accenture.com bestellt werden.aj
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